Bachert ist die Person, die Gott dir vorbestimmt hat, es ist die andere Hälfte Deiner selbst“. – Marc Levys Sicht: Ewigkeit durch Liebe.

Cover 7 Tage für die Ewigkeit

Weißt Du, was der Bachert ist, Zofia?“

Zofia antwortete nicht und Reines Stimme wurde noch sanfter:

„Hör mir gut zu, es ist die schönste Geschichte der Welt:

Bachert ist die Person, die Gott Dir vorbestimmt hat, es ist die andere Hälfte deiner selbst, deine wahre Liebe. Also ist es die größte Aufgabe deines Lebens, sie zu finden … und vor allem, sie zu erkennen.“

.Nach diesem Gespräch mit ihrer Vermieterin will Zofia mehr wissen um den Bachert und die Liebe und sie sucht IHN auf, doch Gott ist unterwegs, denn sein Hobby sind Raketen und ER verpasst keinen Start. Weil ER allerdings weiß, wie sehr eine bestimmte Frage seinem schönsten Engel, den ER in den Kampf gegen die Luziferwelt geschickt hat, auf der Seele brennt, kommt ER so bald wie möglich auf sie zu; sie sieht IHN schon am Ende der Allee. Schließlich sitzt ER neben ihr auf der Bank:.

.»Du wolltest mich sprechen?«

»Ich wollte Sie nicht stören, Sir

»Du störst mich nie. Hast du ein Problem?«

»Nein, eine Frage.«

Sirs Augen wurden noch heller. »Ich höre, meine Tochter.«

»Wir verbringen unsere Zeit damit, Liebe zu predigen, aber wir Engel verfügen nur über Theorien. Also, Sir, was ist die Liebe auf Erden wirklich?«

Er betrachtete den Himmel und legte den Arm um Zofias Schulter.

»Es ist die schönste Sache, die ich erfunden habe! Die Liebe ist ein Stückchen Hoffnung, die ständige Erneuerung der Welt, der Weg ins Gelobte Land. Ich habe den Unterschied geschaffen, damit die Menschheit ihre Intelligenz entwickelt: Eine homogene Welt wäre zum Sterben traurig! Und für denjenigen, der es verstanden hat, zu lieben und geliebt zu werden, ist der Tod nur ein Augenblick des Lebens.«

Fieberhaft zeichnete Zofia einen Kreis mit der Fußspitze in den Kies. »Aber die Geschichte mit dem Bachert, ist die wahr?«

Gott lächelte und ergriff ihre Hand.

»Derjenige, der seine zweite Hälfte findet, bringt es weiter als die ganze Menschheit. Eine schöne Geschichte, nicht wahr? Nicht der Mensch als solcher ist einmalig – wenn ich ihn so gewollt hätte, hätte ich ihn so erschaffen -, sondern er wird es erst dann, wenn er anfängt zu lieben. Die Schöpfung ist vielleicht nicht vollkommen, aber es gibt nichts Vollkommeneres auf der Welt als zwei Menschen, die sich lieben.«

»Jetzt verstehe ich es besser«, sagte Zofia und zog eine gerade Linie durch die Mitte des Kreises.

Er erhob sich, schob die Hände wieder in die Taschen und schickte sich zum Gehen an, doch plötzlich legte Er eine Hand auf Zofias Kopf und sagte mit sanfter, verschwörerischer Stimme:

»Ich will dir ein großes Geheimnis anvertrauen, die einzige und große Frage, die ich mir vom ersten Tag an stelle: Habe ich wirklich die Liebe erfunden, oder hat die Liebe mich erfunden?«

.Es ist kein Zufall, dass Marc Levy seine Himmelsgesandte Sofia eine Linie durch den Kreis ziehen lässt, denn – ob Levy das weiß, oder nicht: Es entspricht der Symbolik Platons von den zwei ursprünglich zusammengehörenden Hälften eines Kreises, die jener griechische Philosoph in seiner Darstellung der Tatsache, dass es immer zwei Menschen gibt, die zueinander gehören, verwendet (nachzulesen hier). Allerdings wurden diese Hälften im Laufe ihrer Entwicklung getrennt, genau so, wie Zofia eine Linie durch die Mitte des Kreises zieht.

Der Kreis symbolisiert Vollkommenheit, Göttlichkeit. Und immer wieder treffen wir darauf, dass Menschen glauben, dass es ein Urwesen gebe, dass aus Mann und Frau bestehe, so z.B. Schiller in seinem Gedicht Reminiszenz; dieses Urwesen entspricht ja den Aussagen, wie wir sie in der Schöpfungsgeschichte der Bibel finden, die dort leider durch Luthers Übersetzung ihre diesbezügliche Klarheit verlieren (mehr dazu hier).

Sicherlich ist im Deutschen der Begriff Bachert nicht gerade ideal, weil unter anderem im Schwäbischen ein Bachert jemand ist, der nicht ganz dicht ist. Ob im Französischen, also in der 2003 erschienenen französischen Originalausgabe diesem Wort eine bestimmte, auch etymologisch bedeutsame Bedeutung zukommt, werde ich versuchen herauszubekommen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Levy dieses Wort aus Klanggründen wählte. Falls einer meiner Leser etwas Näheres weiß, würde ich mich über eine Info freuen.

Als Zofia dieses Gespräch mit Gott führt, befinden wir uns schon in der zweiten Hälfte des Romans und jene Frau, die im Auftrag Gottes mit dem Abgesandten der Hölle kämpft, ist diesem bereits begegnet – und hat sich in ihn, Lukas, verliebt; doch ihm ging es nicht anders.

Was war bis dahin geschehen?

Der CIA, das Haus Gottes, der INTELLIGENCE OF THE ANGELS hatte erkannt, dass die Erde ausgangs des 20. Jahrhunderts in höllischer Gefahr war und dass die dauernde Rivalität zwischen den großen Antipoden Gott und Luzifer maßgeblich daran beteiligt war. Deshalb ließ ER sich auf eine Wette mit Luzifer ein, deren Ausgang darüber entscheiden sollte, wer im 21. Jahrhundert das Sagen auf der Erde habe.

Beide schicken ihre besten Agenten ins Feld, auf Gottes Seite ist es Zofia, sein schönster Engel, von Beruf verantwortlich für Sicherheit des Dock 80 im Hafen von San Francisco, und immer bereit, anderen zu helfen; auf Satans Seite ist es dessen bester Mitarbeiter Lukas, stets bereit, Menschen umzubringen, ab und zu eine Frau zu vernaschen, Autos zu klauen und diese nach Gebrauch über die Kaimauer ins Wasser zu kippen.

Beide haben 7 Tage Zeit, den Kampf für sich zu entscheiden. Verblüfft und entsetzt müssen Gott und Satan jedoch feststellen, dass (Z)Sofia und Lukas aus dem Ruder laufen, als sie aufeinander treffen, weil sie sich ineinander verlieben.

Doch erkennen die beiden, wer der Gegenüber ist, und zugleich sind sich beide ihres Auftrages bewusst. Kein Wunder, dass Zofia Lukas gegenüber äußert:

»Unsere Welten haben nichts gemein, unsere Überzeugungen sind einander fremd, unsere Hoffnungen sind entgegengesetzt, unsere Kulturen so weit voneinander entfernt … Wohin sollen wir gehen, wenn uns alles unterscheidet, wenn wir absolut gegensätzlich sind?«

»Sie haben Angst!«, sagte er. »Genau das ist es, Sie sind starr vor Angst. Sie sind es, der nicht sehen will, Sie, die Sie von Blindheit und Aufrichtigkeit gesprochen haben. Sie predigen das rechte Wort, aber ohne Taten ist es nichts wert. Richten Sie mich nicht! |ch bin zwar Ihr Gegensatz, Ihr Gegenpol, aber auch Ihr Gegenstück, Ihr Pendant, Ihre zweite Hälfte. Ich kann Ihnen nicht erklären, was ich empfinde, weil ich die Worte nicht kenne, um zu beschreiben, was mich seit zwei Tagen so sehr verfolgt, dass ich mir fast vorstelle, alles könnte sich verändern — meine Welt, wie Sie sagen, die Ihre, die der anderen. Die Kämpfe, die ich geführt habe, sind mir gleichgültig, meine schwarzen Nächte und die Sonntage interessieren mich nicht; ich bin ein Unsterblicher, der zum ersten Mal Lust hat zu leben. Wir könnten einer vom anderen lernen, könnten einander entdecken und uns schließlich ähnlich werden … mit der Zeit.«

Zofia legte den Finger auf seine Lippen, um ihn zu unterbrechen:

»In nur zwei Tagen?«

»… Und drei Nächten! Aber die sind mir einen Teil meiner Ewigkeit wert«, fuhr Lukas fort.

»Jetzt fangen Sie schon wieder an!«

Ein Donnerschlag dröhnte am Himmel, und aus dem Schauer wurde ein bedrohliches Gewitter. Er hob den Kopf und betrachtete das Dunkel, das noch nie so schwarz gewesen war.

»Beeilen Sie sich«, sagte er entschlossen. »Wir müssen so schnell wie möglich von hier verschwinden, ich habe eine sehr böse Vorahnung.«

Klar, dass die Hölle es donnern lässt, sieht sie doch ihren besten Mann in Gefahr, in der Gefahr, ihn an das Leben, an die Liebe zu verlieren.

Doch auch Zofia ist bereit, aus Liebe ihr himmlisches Dasein aufzugeben und als Lukas sie zu einer Gasse bringt, die zwei Welten miteinander verbindet und die, wenn Zofia diese Gasse durchschreitet, sie in die Welt des Übels, in die Welt von Lukas bringt, ist sie dazu bereit – aus Liebe. Doch die Anwesenheit von Zofia in dieser Gasse wird bei einer Prostituierten, die von ihrem Zuhälter gerade übelst zugerichtet wird, etwas auslösen, womit niemand rechnen konnte; sie wird sich in ihrer aussichtslosen Lage zur Wehr setzen, ausgelöst durch den Anblick und die Gegenwart Zofias:

Die Hausmauern waren dunkelgrau; sie erblickte Sarah, die Prostituierte, gebeugt von den Schlägen, die auf sie niederprasselten. Ihr Mund wies viele Wunden auf, aus denen Blut, schwarz wie der Abgrund, rann; ihr Kopf sank vornüber, ihr Rücken war eine einzige Blessur, ihre Rippen brachen eine nach der anderen unter der entfesselten Gewalt. Plötzlich aber setzte sie sich zur Wehr. Sie kämpfte, um nicht ganz zusammenzubrechen, ihren Leib nicht den Tritten zu überlassen, die das wenige ihr verbleibende Leben auslöschen würden. Die Faust, die seinen (des Zuhälters) Kiefer traf, stieß seinen Kopf gegen die Mauer. Der Aufprall war gewaltig, der Widerhall unter der Schädeldecke schrecklich. Sarah sah in Zofia einen letzten Hoffnungsschimmer, ein Wunder – ein ihr, der seit je Gläubigen, dargebotenes Wunden Die Hände zu Fäusten geballt, die Zähne zusammengebissen, setzte Zofia ihren Weg fort … verlangsamte schließlich den Schritt. Hinter ihr sank die Frau auf die Knie und fand nicht einmal mehr die Kraft zu stöhnen. Zofia sah die Hand des Mannes nicht, die sich über dem Nacken der Prostituierten hob wie ein Hammer. In einem Nebel aus Tränen und überwältigt von einem unsäglichen Schwindelgefühl, erkannte Zofia am anderen Ende der Gasse den Schatten von Lukas, der sie mit verschränkten Armen erwartete.

Sie blieb stehen, ihr ganzes Wesen erstarrte. Und dann rief sie in einem Schmerzensschrei so laut seinen Namen, dass er für den Bruchteil einer Sekunde alle Stille dieser Welt zerriss und alle Abgründe verdammte. Lukas rannte los, an ihr vorbei, ergriff den Mann und warf ihn zu Boden. Der sprang sogleich wieder auf die Füße und wollte sich auf ihn stürzen. Lukas‘ Fausthieb, der ihn traf, war so heftig, dass der Zuhälter zusammenbrach. Während er verblutete, wurde die Tragödie seiner Arroganz offenbar – ein letzter Schrecken, den er in den Tod mitnahm.

Lukas hockte sich neben Sarahs reglosen Körper. Er fühlte ihren Puls, schob die Arme unter sie und hob sie hoch.

»Komm«, sagte er mit sanfter Stimme zu Zofia. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Du kennst den Weg zum Krankenhaus besser als jeder andere. Lass mich fahren, du bistim Augenblick nicht dazu im Stande.«

Sie legten die junge Frau auf die Rückbank. Zofia nahm das Blaulicht aus dem Handschuhfach und schaltete die Sirene ein. Es war sechzehn Uhr dreißig, und der Ford raste los; in einer knappen Viertelstunde wären sie am Ziel.

In der Notaufnahme wurde Sarah von zwei Ärzten, darunter einem Spezialisten für Wiederbelebung, in Empfang   genommen.   Sie diagnostizierten   einen  zertrümmerten Brustkorb, und die Röntgenbilder des Schädels zeigten ein Hämatom am Hinterkopf, jedoch keine sichtbare  Fraktur,  dazu  mehrere  Gesichtsverletzungen.  Die Computertomographie bestätigte, dass keine Lebensgefahr bestand. Es hätte allerdings nicht viel dazu gefehlt.

Lukas und Zofia verließen den Klinikparkplatz.

»Du bist blass wie ein Leichentuch. Nicht du warst es, der sie geschlagen hat, Zofia, sondern ich.«

»Ich habe versagt, Lukas. Ich bin genauso wenig in der Lage, mich zu ändern, wie du.«

»Wenn es dir gelungen wäre, hätte ich dich dafür gehasst. Ich liebe dich, so wie du bist, Zofia und nicht so, wie du wärest, wenn du dich mir anpassen würdest. Ich will nicht, dass du dich änderst.«

Das sagt der beste Mann Luzifers zu der Abgesandten Gottes. Deutlicher kann nicht werden, was Liebe bewirken kann. Auch dass Lukas eingreift und Sarah rettet, er, dem es auf einen Mord nicht ankommt, geschieht der Liebe zuliebe,

Lukas, der satanische Kämpfer möchte, dass dieser Engel nicht den Weg in seine Welt geht, obwohl das DER Triumpf für ihn und Luzifer gewesen wäre.

Beide wissen, dass ihre Zeit zu Ende geht. Nach sieben Tagen müssen beide die Erde verlassen.

Gemeinsam verbringen sie den Nachmittag und Abend in der Stadt.

Er war elf Uhr nachts, als sie in den Central Park traten. Die Luft war mild. Sie liefen über die von Laternen gesäumten Wege und setzten sich auf eine Bank unter einer großen Weide. Lukas zog sein Jackett aus und legte es Zofia um die Schultern. Sie betrachtete die kleine weiße Steinbrücke, die den Weg überspannte, und sagte:

»In der Stadt, in die ich dich führen wollte, gibt es eine große Mauer. Die Menschen schreiben ihre Wünsche auf kleine Zettel und stecken sie in die Mauerritzen, und niemand hat das Recht, sie zu entfernen.«

Ein Stadtstreicher kam den Weg herauf. Er grüßte sie, und seine Gestalt verschwand unter dem Bogen der kleinen Brücke. Es folgte ein langer Augenblick des Schweigens. Lukas und Zofia betrachteten den Himmel; ein gewaltiger runder Mond verbreitete ein silbriges Licht. Ihre Hände vereinten sich, Lukas drückte ihr einen Kuss auf dieWange und sog den Geruch ihrer Haut ein und murmelte:»

Ein einziger Augenblick mit dir ist mehr wert als die Ewigkeit.«

In dieser Nacht lieben sich beide, etwas, was Gott und Luzifer nie für möglich gehalten hatten.

Als Zofia aufwacht, ist Lukas nicht mehr da. Sie weiß, wo sie eine Nachricht findet. Sie läuft zu der Brücke und findet in einer Ritze der Steinmauer den Brief von Lukas:.

Zofia,

ich sehe dich schlafen – mein Gott, wie schön du bist! Du drehst dich um in dieser letzten Nacht, und du fröstelst. Ich ziehe dich an mich, ganz fest, ich lege meinen Mantel über dich. Ich würde gerne einen über alle Winter legen können. Deine Züge sind entspannt, ich liebkose deine Wange, und zum ersten Mal in meinem Leben bin ich traurig und glücklich zugleich.

Dies ist das Ende unseres Augenblicks, der Anfang einer Erinnerung, die für mich die ganze Ewigkeit andauern wird. Als wir vereint waren, gab es in jedem von uns so viel Vollendetes und so viel Unvollendetes.

Ich werde bei Tagesanbruch aufbrechen, mich Schritt für Schritt entfernen, um jede Sekunde mit dir auszukosten, bis zum letzten Moment. Ich werde hinter jenem Baum verschwinden, um mich dem Schlimmsten zu beugen. Indem ich mich opfere, ermöglichen wir den Sieg der Deinen, und sie werden dir vergeben, was auch immer du getan haben magst. Kehre heim, meine Liebste, zurück in dieses Haus, welches das Deine ist und so gut zu dir passt. Wie gerne hätte ich seine Mauern berührt, von deinen Fenstern aus den Morgen über dem Horizont aufsteigen sehen, den ich nicht kenne, von dem ich jedoch weiß, dass es der Deine ist. Dir ist das Unmögliche gelungen, du hast einen Teil von mir verändert. Ich wünschte mir, fortan von deinem Körper bedeckt zu sein und das Licht der Welt nie mehr anders als mit deinen Augen zu sehen.

Dort, wo du nicht existierst, existiere ich auch nicht mehr. Unsere vereinten Hände bildeten eine Hand mit zehn Fingern. Wenn sich die deine auf mich legte, wurde sie zur meinen, und wenn deine Augen zufielen, schlief ich ein.

Sei nicht traurig, niemand kann uns unsere Erinnerungen nehmen. Ich brauche fortan nur die Lider zu schließen, um dich zu sehen, nur aufhören zu atmen, um deinen Geruch wahrzunehmen, mich nur in den Wind zu stellen, um deinen Atem zu erahnen. Also hör mir zu: Wo immer ich sein mag, ich werde deine Stimme hören, das Lächeln in deinen Augen sehen, dein Lachen ahnen. Zu wissen, dass du da bist, irgendwo auf dieser Erde, wird in der Hölle mein kleines Eckchen vom Paradies sein.

Du bist mein Bachert …

Ich liebe dich,

Lukas.

Zofia kauerte sich auf den Blätterteppich und drückte den Brief ans Herz. Sie hob den Kopf und betrachtete den Himmel, der von einem Schleier des Kummers überzogen war.

Inmitten des Parks hallte der Name von Lukas wider, wie die Erde ihn nie zuvor vernommen hatte. Die Hände gen Himmel gestreckt, zerriss Zofia die Stille, und ihr Schrei unterbrach den Lauf der Welt.

Dort, wo du nicht existierst, existiere ich auch nicht mehr– Kann es eine schönere Liebeserklärung geben?

Kann Lukas dann noch in der Hölle existieren? – Dort kann Zofia nicht sein.

So sehr hat ihn die Liebe berührt, dass der Topagent der Hölle Sehnsucht nach dem Himmel hat.

Gewiss mag dieser Roman Schwächen haben und manchen wird er wenig zusagen, entweder, weil sie mit dem Inhalt wenig bis nichts anfangen oder weil sie die Art zu schreiben von Marc Levy nicht mögen. Selten findet sich allerdings auch eine so hohe Intensität von Gefühl wie hier am Schluss. Aber genau dieser Schluss berührt mich jedenfalls sehr.

Denn Sofia kehrt nicht zurück. Ihren Paten Michael – sicherlich in Anspielung an den Erzengel – der sie holen will, lässt sie wissen:

Ich komme nicht mit. Mein Paradies ist nicht mehr das bei uns..

Diese Aussagen erinnern an das Ende des Films „Stadt der Engel“. Dort stürzt sich ja ein Engel in die Zeit und beendet damit sein zeitloses Dasein als Engel, und er tut das einer Chirurgin zuliebe, die er kennenlernte, als er in seiner Funktion als Todesengel – sie kommen übrigens auch in diesem Roman vor, als Zofia den kleinen Thomas zum letzten Mal im Krankenhaus sieht – einen Menschen holen sollte, der unter den Händen der Chirurgin starb. Als er sieht, wie verzweifelt jene um das Leben dieses Menschen kämpft und wie verzweifelt sie über dessen Tod ist, verliebt er sich in sie. Für sie gibt er sein Engeldasein auf.

Kurze Zeit, nachdem er dies tat, verunglückt seine große Liebe tödlich und damit endet der Film. Der Engel ist nun Mensch und kann nicht mehr zurück. Allerdings endet der Film auch mit dem Bekenntnis des ehemaligen Engels, dass für einen Augenblick der Liebe es für ihn alles wert gewesen sei.

Ähnliches nimmt ja auch die Prinzessin in Michael Endes Märchen vom Zauberspiegel auf sich. Sie verlässt ihr himmlisches Reich um den Mann, den sie liebt, auf der Erde zu finden und ihn zu erlösen.

Wir Menschen mögen wissen, dass diese Art wunderbarer Liebe vielleicht nur auf diesem Planeten möglich ist.

Wenn man ihre Heiligkeit begreift.

Die Heiligkeit der Liebe.

Zofia und Lukas tun das. Das Buch endet mit ihnen als Paar, das einen Zwillings-Kinderwagen schiebt. So bleibt ihre Liebe nicht auf 7 Tage beschränkt, sondern währt eine Ewigkeit.

Die Liebe zu jener Hälfte, die zu einem gehört, wehrt eine Ewigkeit.

Gott und Luzifer müssen sich im Übrigen am Schluss eingestehen, dass sie Großväter geworden sind :-)

So vereinigt die Liebe zwei so getrennt scheinende Reiche!

Marc Levy macht es möglich.

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