„Du gleichst dem Geist, den du begreifst, / Nicht mir!“

Es gibt zwei Sätze in Goethes „Faust“, an denen sich die Tragödie mancher Leben, auch die des Faust – zumindest was den ersten Teil dieses Werkes betrifft – aufhängen lässt.
Der eine lautet: „Ein jeder sieht, was er im Herzen trägt“; er findet sich im „Vorspiel auf dem Theater“, zu Beginn des ersten Teils des „Faust“.

Während sich Saint-Exupérys berühmter Satz „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“ fast in jedem Poesiealbum findet – und wenn jemand mal wieder auf Facebook Likes sammeln will, zitiert er ihn dort; doch Goethes Satz – „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ – findet sich kaum, und ich habe versucht, ihm zu Beginn des verlinkten Videos die Bedeutung zu geben, die er verdient, denn er erklärt so manches Dilemma und manches Glück, das uns widerfährt, ja, das Schicksal im Grunde aller Leben.

Er erklärt auch, warum Faust seinem Leben eine Ende machen will, denn was jener im Herzen trägt, ist das trockene Wissen seines Gelehrtenschädels; daran kann man in der Tat verzweifeln und die Aussage erklärt auch die verzweifelten und lebenslangen Bemühungen vieler Menschen, sich der Wahrheit zu entziehen, die der Erdgeist dem Faust unerbittlich entgegenschleudert, der sich doch ein Ebenbild der Gottheit dünkt und als ein Cherub, wie er selbst betont. Die Wahrheit allerdings ist: Er weiß nicht mehr, als sein Famulus Wagner, der ihn just in diesem Moment aufsucht, als ihm der Erdgeist zuruft: „Du gleichst dem Geist, den begreifst, / Nicht mir!“

Für das Verständnis des gesamten „Faust“ ist dessen Beginn Grundlage, denn er wirft ein Licht darauf, warum das, was im Folgenden geschieht – die Begegnung mit Mephisto – so wichtig ist, um gegebenenfalls -wie es Faust im zweiten Teil gelingt – sich dem Reich der Mütter zu nähern und dem Ewig-Weiblichen.
Es ist Goethes Verdienst, den Menschen auch gerade heute ermuntern zu wollen, dem Teufel mutig zu begegnen. Goethe hat in seinem Mephistopheles zusammen erfasst, was zu differenzieren notwendig ist: Es gibt Luzifer, dem wir die Möglichkeit der Freiheit verdanken, und Satan, den Petrus in seinem ersten Brief nicht von ungefähr umhergehen lässt, wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen könne.

Davon und zum Beginn des „Faust“ mehr im folgenden Video:


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