„Patmos“: eine Insel, ein Ort in uns, eine Sehnsucht. – Hölderlins gleichnamige und wegweisende Hymne.

Hölderlin hat immer wieder Orte verwendet, um mit ihrer Hilfe Inhalte zu vermitteln, die über das rein Räumliche weit hinausweisen Wir kennen die Gedichte zu Heidelberg, Stuttgart, den Winkel von Hardt, Germanien, immer wieder zu Griechenland, den Alpen und dem Archipelagus. Vor allem sind es auch fließende Räume, die ihn magisch anzogen, die Donau, der Rhein, der Main, der Neckar, der Euphrat … übrigens finden wir gerade in den Städte-Gedichten ebenfalls eine fließende Bewegung, denken wir an die Ode Heidelberg, die Hölderlin vermutlich 1798 entwarf und 1800 fertigstellte – hier Strophe 2 bis 4:

Wie der Vogel des Walds über die Gipfel fliegt,
Schwingt sich über den Strom, wo er vorbei dir glänzt,
Leicht und kräftig die Brücke,
Die von Wagen und Menschen tönt.

Wie von Göttern gesandt, fesselt‘ ein Zauber einst
Auf die Brücke mich an, da ich vorüber ging,
Und herein in die Berge
Mir die reizende Ferne schien,

Und der Jüngling, der Strom, fort in die Ebne zog,
Traurigfroh, wie das Herz, wenn es, sich selbst zu schön,
Liebend unterzugehen,
In die Fluten der Zeit sich wirft.

Unter diesem Gesichtspunkt muss Patmos auffallen, denn eine Insel erlaubt wenig Bewegung. Als Eiland ist sie wie verankert im Meer. Hölderlin war in seinem Leben nie dort, ebenso nie im Griechenland, dem Land seines Herzens. Wir wissen, dass die Insel ca. 34 Quadratkilometer groß ist, in der Südägäis liegt, heute ca. 3000 Einwohner hat und zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, vor allem auch wegen ihres weltberühmten Johannes-Klosters, dessen Name sich natürlich auf den Schreiber des letzten Buches Bibel, der Offenbarung bezieht, der eben dort diese schrieb. Sein Tun verweist uns auch darauf, worin die Bewegung liegt, die sich mit Patmos verbindet: Es ist die Bewegung der Offenbarung, die uns vermittelt, dass, das Christentum in seiner Tragweite zu erfassen, bedeutet, Geschichte zu verstehen. Wer meint, er könne das Christentum zeitlos verstehen, der verkennt, dass Jesus Christus durch und durch eine historische Wesenheit war und dass er gerade dadurch, dass er sich durch seinen historischen Tod und den Blutstropfen, die auf die Erde fielen, so sehr mit ihr verband, dass er genau deshalb seinen geistigen Auftrag zu erfüllen vermochte. Jenes Ziel, das die Offenbarung an ihrem Schluss vermittelt – der dem Menschen von Gott verliehene neue Name, das Wasser des Lebens, das wir dann trinken, das Himmlische Jerusalem als unserem neuen Wohnort – verweist uns zugleich darauf, wie wichtig der Augenblick ist, unsere augenblickliche Geschichte; sie ernst zu nehmen ist Voraussetzung, aus dem Geschehen in der Offenbarung rechtzeitig gelernt haben zu können. Dazu beitragen kann Patmos als eine der Christus-Hymnen Hölderlins.

Der Anfang der Hymne führt uns unmittelbar in diese ganz und gar existentielle Thematik hinein, die wir vielleicht auch als die unsere erkennen:

Nah ist
Und schwer zu fassen der Gott.
Wo aber Gefahr ist, wächst
Das Rettende auch.
Im Finstern wohnen
Die Adler und furchtlos gehn
Die Söhne der Alpen über den Abgrund weg
Auf leichtgebaueten Brücken.
Drum, da gehäuft sind rings
Die Gipfel der Zeit, und die Liebsten
Nah wohnen, ermattend auf
Getrenntesten Bergen,
So gib unschuldig Wasser,
O Fittiche gib uns, treuesten Sinns
Hinüberzugehn und wiederzukehren.

Nah ist, und dennoch schwer zu fassen der Gott. Diese logische Beziehung zwischen nah und schwer zu fassen erwartet eigentlich der Leser. Doch Hölderlin stellt beides mittels eines und mit einer Selbstverständlichkeit gleichwertig nebeneinander, dass schon der Anfang uns dazu zwingt, die gängige Logik und Erwartungshaltungen beiseite zu lassen.

Dieser Anfang besagt, dass es ein selbstverständlicher Zustand ist, der hier angesprochen ist. Leben in Gegensätzen – und man darf sie durchaus so schroff nehmen, wie sie sind – ist menschlicher Allgemeinzustand, und zwar keiner, der sich beschönigen ließe. Rilke hat sich im Übrigen mit der Thematik der Gottesnähe und Gottesferne immer wieder auseinandergesetzt.

Die Beschaffenheit der menschlichen Seelen hat sich verändert

Einmal vorausgesetzt, wir empfänden Gott wirklich als uns nah – der Schreiber der Hymne tut dies, aber selbstverständlich ist es keineswegs – so ist dieser Umstand wie auch der folgende Gegensatz doch schwer zu fassen. Woran das liegt:

Nun, viele Menschen sind es gewohnt, die Mythen der Griechen, der Ägypter, der Kelten oder auch beispielsweise der Hopi-Indianer als Produkte der Phantasie zu sehen, die man zwar durchaus ernst nimmt, aber wenn es darauf ankommt anzunehmen, dass Götter wirklich unter den Menschen wandelten, dass beispielsweise manche Götter das Projekt Trojanischer Krieg unterstützten und auf Seiten der Griechen waren, manche auf Seiten der Trojaner, dann werden die Mythen doch nur zu einer zwar recht spannenden Geschichte, zu mehr aber nicht – denn das dies Geschehen um die Götter so war, glauben dann doch die wenigsten. Aber so wie in den Mythen geschildert, war das Geschehen manchmal real und faktisch, manchmal in Bildern geistige Prozesse in Bezug auf die Entwicklung der Menschheit widerspiegelnd! Wir sollten jedenfalls nicht von einer Beschaffenheit der Seele ausgehen, die vor mehreren tausend Jahren der unseren gleich gewesen wäre. Tatsächlich hatten die Menschen eine ganz andere Verbindung zur Geistigen Welt. Wir entnehmen das fast allen Dokumenten der damaligen Zeit. Allerdings war diese Verbindung von einer Abhängigkeit der Menschen gekennzeichnet, die, falls sie auch heute noch freiwillig aufrecht erhalten werden sollte, damals nicht freiwillig war; sie war ein grundsätzliches Kennzeichen des Verhältnisses Gott – Mensch. Deshalb war das Geschehen um Kain und um Prometheus so bedeutungsvoll für die Entwicklung der Menschheit. Beide, der Mensch Kain und der Halbgott Prometheus – der für die Menschen eintrat – forderten eine Unabhängigkeit ein, die das Verhältnis der Menschen zu den Göttern auf eine andere Stufe stellte – ich habe darüber geschrieben (zuletzt auch hier). Unter diesem Gesichtspunkt muss man die Gedanken zum Sein Gottes des Dreigestirns Hölderlin, Hegel und Schelling, die bewusst aus ihrer gemeinsam im Tübinger Stift verbrachten Zeit mit der Losung Reich Gottes in das jeweils weiterführende Leben aufbrachen, sehen, aber auch die Philosophien eines Leibniz, eines Nietzsche, eines Kierkegaard oder auch eines Camus – man denke an den Mythos vom Sisyphos.

Hier lässt sich die Entwicklung der Menschheit nicht ausführlicher skizzieren, verwiesen sei nur darauf, dass vor allem mit dem naturwissenschaftlichen Wirken eines Kopernikus, eines Galilei oder Newton – alle waren im Übrigen tief religiöse Menschen – ein Materialismus Einzug hielt, der zunehmend und immer vehementer den Menschen von den Göttern und dem christlichen Gott trennte. Mehr und mehr ging es um das, was für unsere diesseitigen Sinne erfassbar ist. Eine Dunstglocke schob sich zwischen Himmel und Erde. Auf diesem Hintergrund ist auch zu verstehen, wie sinnenentleert zunehmend Glaube wurde und wie sich der Himmel entvölkerte, obwohl er doch voller Engel und Götter noch vor nicht allzu langer Zeit gewesen war. Auch mussten sich irgendwo all die Toten aufhalten – es gibt ja nicht wenige Menschen, die annehmen, dass der Himmel und die Hölle als Zustände, die sie eben sind und keine Räumlichkeiten, mitten unter uns sind. Wie eben auch die Toten, gefallene und Gott treue Engel, Elementarwesen und was es auch immer noch an Wesenheiten geben mag. Fast jeder wird wohl Berichte kennen von Bekannten oder Freunden, die einen lieben Menschen verloren haben und erzählen, wie sehr sie ihn noch um sich spürten (natürlich gibt es auch Menschen, die annehmen, dass es keine geistige Welt gibt, was ich durchaus respektiere, wenn ich diese Einstellung auch für ein Produkt ihrer Phantasie halte).

Keine Frage aber ist, dass – so sieht es auch Hölderlin – Gefahr besteht (vgl. Z. 3). Die nun ist heute mehr denn je nicht von der Hand zu weisen. Zwar leben wir äußerlich schon erfreulich lange in Friedenszeiten, aber viele Menschen fühlen sich, was die Entwicklung der Menschheit angeht, zunehmend unwohler.

Wo allerdings wächst das Rettende, von dem Hölderlin spricht? Wo sind die Adler und die furchtlosen Söhne der Alpen? Hölderlin ist sich bewusst, dass Finsternis herrscht und Brücken nicht mehr so leichthin gebaut werden. Dies möchte man bestätigen, wenn Finsternis die Trennung von Gott bzw. den Verfall von Moral und Ethik meint. Die Liebsten – gemeint sind hoch entwickelte Seelen, die uns geistig nahestehen wie beispielsweise der Lieblingsjünger Jesu oder ein lebender Zeitgenosse – wohnen nah und sind doch so getrennt, wie es mehr kaum möglich ist. Die Gefahr ist real und sehr groß. Denn ermatten können auch wir. Immer wieder erzählen mir Menschen, dass sie sich ganz und gar allein fühlen, gerade jene, die den Schleier des Materialismus als Horizont sehen, hinter dem in Wirklichkeit, um mit Udo Lindenberg zu singen, es weitergeht. Dennoch: Hölderlin spricht von getrenntestem Sein!

Da bleibt nichts zu tun, als um unschuldig Wasser zu bitten (vgl. Z. 13), das diese Trennung aufzuheben vermag und von menschlicher Schuld befreit, zu bitten auch um die Fittige des Adlers. Unter den Evangelisten war im Rahmen ursprünglich vorhandener kosmischer Urkräfte Johannes dem Adler zugeordnet so wie Markus dem Löwen, Lukas dem Stier – die Tiere waren vor den Menschen existent, das heißt, physisch vorhanden – und Matthäus, zugeordnet in diesem Quartett dem sich herausbildenden physisch Menschlichen (für ein richtiges Verständnis der Evangelien ist das durchaus von Bedeutung, Matthäus spricht am ehesten die physische Ebene an). Der Adler nun steht für den Geist und es ist kein Zufall, dass das Johannes-Evangelium das zutiefst geistige unter den vier Evangelien ist. Kein Zufall ist eben auch, dass sich Hölderlin im Zusammenhang mit Patmos auf die Fittige des Adlers bezieht, ist doch für ihn der Verfasser des Evangeliums und der Apokalypse ein und dieselbe Person, die geistvollste.

Patmos, Ort der Hoffnung und der Rettung

„Hinüberzugehen und wiederzukehren.“ (I,15) – wohin geht dieses hinüber? Wo wächst das Rettende? Wohin bringen uns die Fittige des Adlers?

Nach Patmos. In die dunkle Grotte, von der noch die Rede sein wird. An genau diesen Ort, an die Quelle der Offenbarung.

Warum das sein kann, versteht so recht nur, wer sich letzterer Schrift schon zu nähern gewagt hat und dazu Zeit fand, einer Schrift, die so schwer zu entziffern ist wie ein Hölderlin-Gedicht, denn keine Frage, wenn man beispielsweise die Patmos-Hymne ohne Erläuterungen liest – Sie, liebe Leserin, lieber Leser, können es gern probieren -, versteht man zumeist zunächst sehr wenig (so ging es wenigstens mir), und sie beginnt sich nur dem aufzuschließen, der sie wieder und wieder liest – ähnlich verhält es sich mit der Offenbarung des Johannes. In Hölderlins Hymne sind beispielsweise die Bezüge zum Johannes-Evangelium überreich, zum Omnia bona (alles ist gut) des Augustinus und der Schöpfungsgeschichte, zum zeitgenössischen Theodizee-Gedanken, ob also Gott wirklich des Bösen mächtig ist, wie es sich auch in Goethes Faust und der Rolle Mephistos spiegelt. Meiner Ansicht nach allerdings muss man um all das nicht unbedingt wissen. Für mich haben die Worte eines Hölderlin etwas Magisches, das sich in tiefere Schichten hineinvermittelt, auch ohne detailliertere Kenntnis – man lese nur die erste Strophe wiederholt; es ist damit so ähnlich wie mit dem Beginn des Johannes-Evangeliums, dessen immer wiederkehrende Wiederholung Mönchen zu früheren Zeiten eine Eintrittspforte zu einer tieferen Einweihung war.

Ähnliches gilt für die Apokalypse. Spiralförmig ringt sich sie sich, beginnend mit den sieben Sendschreiben, sich vertiefend über die sieben Siegel und die sieben Posaunen zu den sieben Zornesschalen – die der Liebe Gottes korrespondieren -, vor, um dann den Reiter auf seinem weißen Pferd, aus dessen Mund ein Schwert, das Wort, der Logos also hervorgeht, wahrzunehmen und das Himmlische Jerusalem, immer tiefer vordringend zu tiefstem Wissen und Bewusstsein. Wenn in ihr zu Beginn davon gesprochen wird, dass sich das Folgende bezieht auf ein Geschehen, dass sich in Kürze ereignet, so dürfen wir nicht unberücksichtigt lassen, dass von Siebener-Zyklen die Rede ist, die jeweils Zeitspannen meinen, die viele Menschenleben umfassen.

Patmos ist eben nicht Zypern!

Wie es dem Verfasser der Apokalypse erging, als ein Engel ihm die Offenbarung aufschloss, so ergeht es dem Verfasser der Hymne; schneller als erwartet wird ihm Hilfe zuteil und es entführt ihn ein Genius, ein Geist mit zunächst für ihn unbekanntem Ziel:

So sprach ich, da entführte                                                                 (02)
Mich schneller, denn ich vermutet
Und weit, wohin ich nimmer
Zu kommen gedacht, ein Genius mich
Vom eigenen Haus‘. Es dämmerten
Im Zwielicht, da ich ging,
Der schattige Wald
Und die sehnsüchtigen Bäche
Der Heimat; nimmer kannt‘ ich die Länder;
Doch bald, in frischem Glanze,
Geheimnisvoll
Im goldenen Rauche, blühte
Schnellaufgewachsen,
Mit Schritten der Sonne,
Mit tausend Gipfeln duftend,

Mir Asia auf, und geblendet sucht‘                                                       (03)
Ich eines, das ich kennete, denn ungewohnt
War ich der breiten Gassen, wo herab
Vom Tmolus fährt
Der goldgeschmückte Paktol
Und Taurus stehet und Messogis,
Und voll von Blumen der Garten,
Ein stilles Feuer; aber im Lichte
Blüht hoch der silberne Schnee;
Und Zeug unsterblichen Lebens
An unzugangbaren Wänden
Uralt der Efeu wächst und getragen sind
Von lebenden Säulen, Zedern und Lorbeern
Die feierlichen,
Die göttlichgebauten Paläste.

Asia, wie Hölderlin die römische Provinz, mit Kleinasien identisch, bezeichnet, ist dem lyrischen Ich offensichtlich mehr als willkommen; das macht nicht nur dessen Nennung an prononcierter Stelle gleich nach einem Strophensprung deutlich (vgl. Z. III,1), sondern auch die gesamte Wortwahl der Strophe, der Hinweis auf den Schnee der Gebirge, der sogar blüht (!) und deren Gipfel gar nichts Trennendes assoziieren lassen, sowie u.a. auch den goldführenden Nebenfluss des Hermos, den Paktol, der sich im Übrigen im Werk von Hölderlin wiederholt genannt findet. Bäume werden als Säulen bezeichnet und das Augenmerk gilt göttlichgebauten Paläste(n).

Asia und Griechenland spielen im Schaffen Hölderlins eine so zentrale Rolle, dass man zum einen den Goetheschen Satz aus dessen Schauspiel Iphigeniedas Land der Griechen mit der Seele suchend – selten so zutreffend findet und ich nicht umhin kann, mir ziemlich sicher zu sein, dass Hölderlin mindestens eines seiner Vorleben hier verbrachte (Ausführungen zu einem früheren Leben habe ich kürzlich bei dem Anthroposophen Rudolf Steiner gefunden). Sonst könnten die Beschreibungen des Landes, die wir im Hyperion und vielfach in seinem Werk finden, obwohl er doch niemals dort war, nicht so intensiv, ja bisweilen glutvoll sein.

Im Folgenden nun geht der Geistesflug über Meeresströmungen und Schifffahrtswege hinweg und es mag gewiss kein Zufall sein, dass das lyrische Ich von Patmos hört.

Wie nun diese Insel dargestellt wird, ist aufschlussreich, kann hier aber nicht detaillierter betrachtet werden – dargestellt ist sie ja wie ein Lebewesen sogar mit Kindern, den Stimmen des heißen Hains (Z. V,9). Nur scheint mir auf jeden Fall von Bedeutung, dass die äußerliche Kärglichkeit von Patmos – der Gegensatz zu Zypern wird betont (vgl. Z. IV,12) – Voraussetzung ist für die Seligkeit der geistig Armen, denen das Himmelreich ist (vgl. Matthäus V, 3). In der Tat erscheint mir eine Entsagungsfähigkeit des Körpers Voraussetzung, um jene geistige Armut leben zu können, die nichts anderes meint, als dass der Geist frei von jeglichen Schlacken ist, die eine Offenbarung des Geistes verhindern. So muss auch der Körper möglichst frei von Schlacken sein, wobei ich zu denen gehöre, die allem Zwanghaften abhold sind. Ich bin mir relativ sicher, dass der Geist, der Johannes und dann Hölderlins lyrisches Ich nach Patmos führte, wusste, dass dieser Ort genau richtig ist. So gilt es, Vertrauen zu haben, dass auch uns das Leben an die richtigen Orte führt, die unserer Entwicklung angemessen sind, wenn wir sie denn wollen, auch Orte, die unserem Körper angemessen sind:

Es rauschen aber um Asias Tore                                                          (04)
Hinziehend da und dort
In ungewisser Meeresebene
Der schattenlosen Straßen genug,
Doch kennt die Inseln der Schiffer.
Und da ich hörte
Der nahegelegenen eine
Sei Patmos,
Verlangte mich sehr,
Dort einzukehren und dort
Der dunkeln Grotte zu nahn.
Denn nicht, wie Cypros,
Die quellenreiche, oder
Der anderen eine
Wohnt herrlich Patmos,

Gastfreundlich aber ist                                                                        (05)
Im ärmeren Hause
Sie dennoch
Und wenn vom Schiffbruch oder klagend
Um die Heimat oder
Den abgeschiedenen Freund
Ihr nahet einer
Der Fremden, hört sie es gern, und ihre Kinder
Die Stimmen des heißen Hains,
Und wo der Sand fällt, und sich spaltet
Des Feldes Fläche, die Laute
Sie hören ihn und liebend tönt
Es wider von den Klagen des Manns. So pflegte
Sie einst des gottgeliebten,
Des Sehers, der in seliger Jugend war

Gegangen mit                                                                                     (06)
Dem Sohne des Höchsten, unzertrennlich, denn
Es liebte der Gewittertragende die Einfalt
Des Jüngers und es sahe der achtsame Mann
Das Angesicht des Gottes genau,
Da, beim Geheimnisse des Weinstocks, sie
Zusammensaßen, zu der Stunde des Gastmahls,
Und in der großen Seele, ruhigahnend den Tod
Aussprach der Herr und die letzte Liebe, denn nie genug
Hatt‘ er von Güte zu sagen
Der Worte, damals, und zu erheitern, da
Ers sahe, das Zürnen der Welt.
Denn alles ist gut. Drauf starb er. Vieles wäre
Zu sagen davon. Und es sahn ihn, wie er siegend blickte
Den Freudigsten die Freunde noch zuletzt,

Doch trauerten sie, da nun                                                                  (07)
Es Abend worden, erstaunt,
Denn Großentschiedenes hatten in der Seele
Die Männer, aber sie liebten unter der Sonne
Das Leben und lassen wollten sie nicht
Vom Angesichte des Herrn
Und der Heimat. Eingetrieben war,
Wie Feuer im Eisen, das, und ihnen ging
Zur Seite der Schatte des Lieben.
Drum sandt‘ er ihnen
Den Geist, und freilich bebte
Das Haus und die Wetter Gottes rollten
Ferndonnernd über
Die ahnenden Häupter, da, schwersinnend
Versammelt waren die Todeshelden,

Itzt, da er scheidend                                                                           (08)
Noch einmal ihnen erschien.
[. . .]

1453 eroberten die Türken Konstantinopel und Patmos war den aus der Heimat Fliehenden ein möglicher Zufluchtsort; ähnlich war es wohl 1669, als die Türken Kreta eroberten. Hölderlin mag darum gewusst haben, weshalb er in Strophe 5 die um die Heimat klagenden Fremden anspricht.

Nicht nur geschichtliche, vor allem auch biblische Anspielungen gibt es in Fülle, vor allem, wenn Hölderlin endlich in Strophe 6 den Seher anspricht, zu Lebzeiten der Jünger Johannes, von dem es im Johannes-Evangelium, Kapitel 13, heißt, dass er bei Tische an der Brust Jesu lag, weshalb Hölderlin von unzertrennlich spricht. Zum eigentlichen Seher aber wird er, als er vermutlich von Kaiser Domitian nach Patmos verbannt wird, weil er in Ephesos die neue, die christliche Religion verbreitete.

Mancher mag aufgrund der Johannes zugeordneten Einfalt (IV, 3) irritiert sein, doch lässt sich deren hohe Bedeutung mittels der Wortbildung verstehen: Einfalt bedeutet, in EINS gefaltet zu sein, in Gott. – Matthias Claudius hat dieser Bedeutung in seinem Abendlied, wie ich finde, wunderbar Rechnung getragen (Lass uns einfältig werden …).

Hölderlin spricht im Übrigen vermutlich zu Ehren von Platons Schrift Symposion, übersetzt Gastmahl, eben von dem Abendmahl als einem Gastmahl (vgl. VI, 7).

Eine unvermittelte Steigerung erfährt die Hymne, indem das Geheimnis des Weinstocks angesprochen wird. Geheim bedeutet eigentlich: zum Heim gehörend (deshalb war Goethe Geheimer Rat am Fürstenhof) und so führt in der Tat das Geheimnis des Weinstocks unmittelbar in die geistige Heimat des Christentums. Etwas überraschend unterlässt es Hölderlin, darauf näher einzugehen. Möglich wäre, dass ihm damals das innere Vokabular fehlte, um dieses Geheimnis auf den Punkt zu bringen, zumal im Rahmen einer Hymne. Jenes bezieht sich ja nicht nur auf das Bild des Weinstocks, also auf Christus und seine Jünger, den Reben, sondern vor allem auf den Zusammenhang von Wasser und Wein und Blut. In den Reben reift Wässriges heran, was Wein werden kann, einen Prozess, den Jesus im Rahmen der Hochzeit zu Kana verkürzt durch die wunderbare Verwandlung von Wasser zu Wein, damit auch bewirkend, was geistig hinter diesem sich verbirgt und was er durch seine menschliche Existenz ermöglicht – davon wird gleich zu sprechen sein.

In einer Phase der menschlichen Entwicklung ist der Wein offensichtlich von großer Bedeutung. Am Ende der Offenbarung gibt es ihn nicht mehr, sondern nur das Wasser, das Wasser des Lebens. Da ist die Zeit des Weines vorbei.

Nur darf man nicht verkennen, dass er in diesen Jahrhunderten eine überragende Bedeutung besitzt, welche die Worte Jesu im Rahmen des letzten Abendmahls vor seinem Tod vermitteln, zu den Jüngern sagend:

Nehmet und trinket alle daraus: Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes. Mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden.

Es ist dies eine höchstmögliche Bedeutung, die dem Wein zukommt. Sie besteht darin, dass er das Blut Christi ist. Gewiss wird es den Wein irgendwann nicht mehr geben, weil sich der Mensch zu jenem Wesen weiterentwickelt, das er von Beginn an war, geschaffen nach dem Bilde Gottes, ein geistiges Wesen. Nur dass er die Erfahrungen der Materie – und eben jene Gefahren, von denen Hölderlin schreibt -, damit aber auch die Erfahrungen des Blutes gemacht hat; diese aber sind untrennbar verknüpft mit dem Tod Christi, der unumgänglich war, ebenso wie es die materielle Existenz des Menschen ist, auch jene Gefahr, deren Zeuge wir gerade werden, dass Menschen der Materie mit all ihren Begleiterscheinungen anheimfallen. Auf diesem Hintergrund ist wohl auch die Präsidentschaft eines Donald Trump zu sehen, denn wem aufgrund von ihr nicht aufgeht, welche ethische Verwahrlosung und welche Auswirkungen das Goldene Kalb und das Anheim- und Verfallen an Materielles mit sich bringen, dem, möchte ich fast wagen zu sagen, ist – zumindest für absehbare Zeit – nicht mehr zu helfen.

Das Christentum weist seinem Wesen nach weit über den Buddhismus hinaus.

In seiner spirituellen Qualität noch nicht wirklich nachvollzogen haben meines Erachtens viele Christen, was es bedeutet, dass sie im Rahmen des Abendmals mittels des Weines göttliches Blut trinken. Lieber streiten sich sogenannte Christen darüber, ob dieser Wein das tatsächliche Blut Christi sei oder ob es „nur“ symbolisch zu verstehen sei. Eine solche Frage überhaupt aufzuwerfen, zeigt das Dilemma des Christentums, denn sie ist rein sophistischer Natur und dient unter anderem Theologieprofessoren als Möglichkeit, dicke Bücher darüber zu schreiben, und Kirchenleuten, sich zu profilieren. Dass Wein de facto kein Blut ist, liegt auf der Hand. Wer nicht versteht, dass Christentum bedeutet, in allem den Logos zu erkennen oder dies zumindest zu versuchen, hat dessen geistiges Fundament nicht verstanden.

Alle Dinge sind durch das Wort gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. So heißt es unmissverständlich zu Beginn des Johannes-Evangeliums.

Alle Dinge sind durch das Wort gemacht. Punkt. Klarer kann man es nicht formulieren.

Wenn nun in der Folge steht: Das Wort ward Fleisch, muss eigentlich niemand mehr den Sinn der Menschwerdung Christi und des Menschen infrage stellen; auch sie ist ein Ergebnis des Logos, des göttlichen Wortes.

Inkarnation (lat. caro/carnis = Fleisch) bedeutet Fleischwerdung; ohne sie hätte niemand im Trinken des Weines während des Abendmahls das tiefste Wesen Christi aufnehmen können, das Blut eines Mensch gewordenen Gottes, aus christlicher Sicht, das des Höchsten. Mit unseren Sinnen trinken wir den Wein. Mit unseren Sinnen nehmen wir das Blut Christi auf. Die Einmaligkeit jedes Menschen, auch des Mensch gewordenen Gottes besteht darin, nur selbst von sich als ICH sprechen zu können; dieses Ich entspricht seinem unverwechselbaren Blut. Jeder Mensch nun, der das Blut Christi trinkt, nimmt dessen Blut auf, dessen ICH, sein Bewusstsein, seinen Geist, den Logos. Und es ist kein Zufall, dass die 1. Person des Personalpronomens im Deutschen die Initialen von I(esus) Ch(ristus) sind. Ich weiß nicht, ob Vergleichbares eine andere Sprache aufweist. Damit mag zusammenhängen dass sich Hölderlin so Deutschland verbunden fühlte und die abschließenden Worte dieser Hymne lauten können:

(…) der Vater aber liebt,
Der über allen waltet,
Am meisten, daß gepfleget werde
Der feste Buchstab, und Bestehendes gut
Gedeutet. Dem folgt deutscher Gesang.

Oben Angesprochenes vermittelt ein heiliges Geschehen, wie es aus christlicher Sicht heiliger nicht sein kann. Es ist für mich, was Hölderlin als Geheimnis des Weinstocks anspricht. Ob alle, die die Eucharistie feiern, sich dessen bewusst sind, kann bezweifelt werden. Es ist dies nicht böser Wille, es ist mangelndes Bewusstsein, ein Zustand, der zum derzeitigen Zeitpunkt der Entwicklung des Menschen und der Erde noch normal zu sein scheint. Sich der Bedeutung dieser Handlung bewusst zu werden, ist eben ein Bewusstseinsprozess, weshalb es auch wichtig ist, dass Menschen nicht mehr in halber Trance an den Altar treten oder meinen, dort in Trance fallen zu müssen, sondern mit Bewusstsein anwesend sind. Darin nämlich besteht der Weg des Menschen. Der Weg des Christentums ist ein Bewusstseinsprozess.

Nie zuvor und nie wieder mag Gott Wesen, wie der Mensch eines ist, auf eine so unerhört eindringlich eindrucksvolle und sinnliche Weise in ihrem Sein bewusst werden können. Leben in der Materie ermöglicht eine Qualität der Bewusstwerdung des Geistigen, wie es kosmisch noch nie zuvor, so denke ich, möglich war und, so vermute ich ebenfalls, nie wieder möglich sein wird. Nur über Materie, nur über den Sohn, nur über dessen Opfer, dessen Blut ist das möglich. Deshalb weist das Christentum in seiner Botschaft weit über den Buddhismus hinaus, dem es darum geht, die Materie, die Leiden bedeutet, zu überwinden, aufzulösen ins Nirwana. Dem Christentum geht es darum, die überragende Bedeutung der Materie zu verstehen. Den Materialismus also grundsätzlich zu verteufeln kann nicht im Sinne eines Christen sein.

Materie ist eine Fleisch gewordene Idee Gottes.

Zu solchen Ideen reift der Mensch.

Wie schwierig dieser Prozess ist, offenbaren die Sendschreiben, die Siegel, die Posaunen und die Zornesschalen der Offenbarung.

Ich glaube im Übrigen nicht, dass mit dem Ende der Offenbarung für jene, die diesen Weg nicht mitgehen, alle Entwicklung ausgeschlossen ist – ich kann an eine ewige Verdammnis nicht glauben -, aber jene Entwicklung, jener Weg, in dessen Mittelpunkt der Sohn stand und sein Opfer, mithin ein höchstmögliches Bewusstsein, das sich unserer Vorstellungskraft entzieht, auch, weil wir viel zu sehr von unserem derzeitigen Bewusstsein überzeugt sind, wird an jenen vorbeigegangen sein. Und ich vermute, es könnte sich vergleichbar Einmaliges nicht wiederholen, auch damit eine vergleichbare Entwicklung unwiederbringlich nicht mehr möglich sein. – Eben dann eine andere.

Mit Hildegard von Bingen bin ich der Überzeugung, dass der Mensch sich inmitten der Schöpfungstage befindet und der siebte, dann also, wenn der Mensch wirklich Mensch ist, noch einige Zeit auf sich warten lässt und uns noch einige wesentliche Entwicklungsschritte bevorstehen.

Hat Hölderlin diesen Weg in der sechsten Strophe zu schön gefärbt? Das Johannes-Evangelium wie auch die anderen wissen von Erheiterung (vgl. VI,11) und von einem alles ist gut (vgl. VI,13) meines Wissens nichts zu sagen. Liest man sie, so wird einem doch durch und durch bewusst, wie die Phase vor dem Tod Jesu jenem gewiss nicht leicht fiel, erinnert sei nur an das Wort Jesu, als er seinen Vater bittet, diesen Kelch des Leidens an ihm vorbeigehen zu lassen. Da wusste Jesus noch nicht einmal um die Schmähungen, die noch auf ihn zukommen sollten, um die Nägel, die ihm durch Hände und Füße getrieben werden würden.

Ist Hölderlins Darstellung nicht – vorsichtig gesagt – zu gewagt?

Nun, dass Jesus siegend blickte (vgl. VI, 14) lässt sich aus der letzten Abschiedsrede ableiten (Ich habe die Welt besiegt) und die Freunde, von denen geschrieben steht, beziehen sich auf Jesu Wort in Johannes 15:

14 Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. 15 Ich nenne euch hinfort nicht Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich Freunde genannt; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan.

Dass alles gut sei, scheint dennoch sehr gewagt, doch es mag der theologischen Diskussion der Zeit Hölderlins geschuldet sein, mehr denn je nämlich stand damals die Frage der Theodizee, ob alles also wirklich gut sei oder nicht das Böse doch eine unkalkulierbare Macht habe, immer wieder im Mittelpunkt der theologischen Diskussion.

Weniger mag Hölderlin beeinflusst haben, dass das Alles ist gut ganz und gar augustinischem Denken und dessen Omnia bona entspricht, wie jener es darlegt im 7. Buch seiner Bekenntnisse, der Confessiones. Eher schon mag ihn der Pietismus seiner Jugend beeinflusst haben, dem alles andere nicht vorstellbar war. Soweit ich das sehen kann, war Hölderlin eingangs des neuen Jahrhunderts bei weitem nicht mehr traditionell pietistisch. Dennoch mag ihn beeinflusst haben, wie sehr ein Mann wie der Landgraf von Homburg, dem er die Hymne widmete, sich ein Christentum wünschte, das aufklärerischem Treiben mit Exzessen wie denen des Reimarus, der die Auferstehung für nicht stattgefunden habend erklärte, widerstehen und zu seinen Wurzeln zurückkehren möge. Jener Graf war als Adliger ein dem liberal-demokratischen, ja phasenweise radikalen Hölderlin ein dennoch durchaus sympathischer Weggefährte, wurde doch allenthalben seine menschliche Weise zu regieren gerühmt. Er hatte Klopstock, den Verfasser des Messias fast flehentlich um eine Schrift gebeten, die auf wahres Gläubig-Sein und ein entsprechendes Bibelverständnis hinweisen sollte gegen den Geist der Zeit, den Geist einer überzogenen Aufklärung. Doch jener hatte – wohl, weil er spürte, dass seine Kräfte dazu nicht mehr reichten – abgelehnt. Hölderlin mag ziemlich sicher um diesen Briefwechsel gewusst haben und seine Patmos-Hymne, die er dem Landgrafen widmete, mag mit diesem Vorgang in engem, wenn nicht sogar unmittelbaren Zusammenhang stehen. Man könnte vermuten, jenes alles ist gut mag jener geistigen Haltung geschuldet sein, die alles in den göttlichen Händen des Vaters geborgen sehen wollte. Ein Gefühl sagt mir, auch wenn manches im Denken und Verhalten Hölderlins radikal gewesen sein mag – immerhin entging er einer Verhaftung wegen radikaler politischer Umtriebe nur aufgrund seiner geistigen Erkrankung -, dass Hölderlins Denken und Glauben in eine vergleichbare Richtung ging, zu sehr war Heimat, eine irdische wie auch eine spirituelle, ihm zeitlebens ein, vielleicht sein ernsthaftestes Anliegen.

Mit diesen Gedanken schließe ich diesen Post ab und möchte meine Leser auf einen zweiten Teil zu einem späteren Zeitpunkt vertrösten, für den ich allerdings, vermute ich, gedanklich und bewusstseinsmäßig länger Anlauf nehmen muss. Die weiteren Strophen Hölderlins lassen das erahnen.

Ich schließe hier insofern guten Gewissens, weil das Pfingstfest unmittelbar bevorsteht, von dem auch in der siebten Strophe gesprochen wird, mit der auch meine Gedanken abschließen.

Im Mittelpunkt des Pfingstfestes steht die Ausgießung des Heiligen Geistes. Die nun ist für mich von einer hohen Bedeutung, die manche(r) meiner Leser ahnen mag, weil mir Kain und Prometheus so wichtig geworden sind, ohne die es im Übrigen keinen Sohn Gottes gegeben hätte. Der nun ist für mich zentral, weil er eben in seiner Existenz über eine statische Vater-Religiosität, wie sie dem Islam eigen ist, hinausgeht.

Sohnschaft bedeutet für mich Entwicklung. Dem aber nicht genug. In der Bibel zieht sich ja sogar der Sohn zurück, so möchte ich einmal formulieren. Und es tritt ein Geist an seine Stelle, ein Geschehen, das den Menschen noch mehr in eine Verantwortung nimmt. Da ist niemand mehr da, den man ganz physisch fragen oder dem man physisch nahe sein kann. Da rückt der Vater scheinbar in eine noch weitere Ferne und ist noch schwerer zu fassen – nicht von ungefähr finden sich jene Worte zu Beginn dieser Hymne.

Dem Menschen ist der Geist, der Heilige Geist anvertraut und jener vertraut sich den Menschen an. Das ist eine neue Qualität menschlicher Existenz. Sie beinhaltet eine größere Selbständigkeit, und eine, wie angesprochen, umfassendere Verantwortung – auch für sich selbst. Für mich jedenfalls ist das so. Wenn ich auch weit davon entfernt bin, sagen zu können, dass ich mit dieser Stufe unseres Seins angemessen umgehen könnte.

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