Drei grundlegende Beziehungsstörungen im Verhältnis Eltern – Kind, auf deren Basis Michael Winterhoff findet: „Tyrannen müssen nicht sein“.

II Winterhoff - Buchcover - Rückseite

Buchcover mit freundlicher Genehmigung des Verlages:
Michael Winterhoff, Tyrannen müssen nicht sein. © by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München


Michael Winterhoff habe ich schon an anderer Stelle vorgestellt. Seine Analyse der Erziehungsrealität in unserer Gesellschaft war überfällig.

Er führt die Defizite, die sich im Verhältnis von Eltern zu ihren Kindern auftun und denen er immer wieder in seiner beruflichen Arbeit begegnet, auf drei Formen von Beziehungsstörungen zurück, die er kurz und prägnant auf den Nenner bringt und die die Grundlage seiner weiteren Ausführungen in seinem Buch sind.

Von daher mag das Folgende quasi ein Appetithappen sein, dieses lohnenswerte Buch zu lesen, zugleich mag es Anregung zu eigenen Überlegungen geben:


Partnerschaft:

Der Erwachsene sieht Kinder auf gleicher Ebene und unterliegt der Vorstellung, man könne bereits kleine Kinder über Erklären und Verstehen erziehen. Dahinter steht ein Freundschaftskonzept und ein starker Wunsch nach Harmonie. Eltern, die so handeln, wollen um jeden Preis im Einklang mit ihren Kindern leben, setzen auf allzeit gutes Verständnis und das Verschwinden innerfamiliärer Hierarchien. Daraus resultierende endlose Diskussionen nehmen den Kindern jegliche Sicherheit im Umgang mit Erwachsenen. Das Kind soll als gleichberechtigter Partner für seine Eltern fungieren und wird dadurch häufig zusätzlich mit Themen und Verhaltensweisen überfordert, für die es definitiv zu jung ist. Die Folge ist, dass sich psychische Funktionen wie beispielsweise Frustrationstoleranz, Gewissen, Arbeitshaltung und Teamfähigkeit nicht ausreichend bilden können.


Projektion:

Der Erwachsene gerät in Abhängigkeit vom Kind, weil er die positiven Bezüge zu seiner Umwelt weitestgehend verloren hat. Er fühlt sich häufig von der technischen Entwicklung, von sozialen Einflüssen oder von der schieren Informationsflut überfordert und sucht deshalb verstärkt nach Anerkennung und Liebe. Das Kind bietet sich hier als ideale Kompensation an. Dieser Prozess findet natürlich unbewusst statt, nichtsdestotrotz handelt es sich um einen emotionalen Missbrauch des Kindes. Der Wunsch nach Liebe und Anerkennung wird nämlich nun in das Kind hineinprojiziert. Folglich wird das Kind verantwortlich, dem Erwachsenen zu geben, was jener entbehrt. Der Erwachsene seinerseits möchte vom Kind geliebt werden. Das hat, um es noch einmal ausdrücklich zu sagen, nichts damit zu tun, dass sich jeder Vater, jede Mutter freut, wenn er oder sie Liebe und Zuneigung vom Kind erfährt. Diese Erfahrung ist normalerweise an keinerlei Bedingungen geknüpft, sie wird immer wieder durch Zufall gemacht. Die Beziehungsstörung der Projektion dagegen bedeutet, dass Erwachsene auf diese Liebe und Zuneigung angewiesen sind und damit dem Kind keine Struktur mehr vorgeben können. Es herrscht die latente Angst, das Kind könne diese Vorgabe als restriktiv empfinden und dann dem Erwachsenen die Zuneigung verweigern. Die Folge ist eine Machtumkehr: Das Kind verbleibt in der frühkindlichen Fantasie, über dem Erwachsenen zu stehen und ihn steuern zu können.


Symbiose

In der Symbiose verschmilzt die Psyche eines Elternteiles mit der des Kindes. Hintergrund dafür ist eine scheinbar nicht zukunftsweisende Gesellschaft. Die beim Elternteil fehlenden Anteile wie Glücklich- oder Zufriedensein werden unbewusst aus der Psyche des Kindes entnommen und in die eigene Psyche integriert. Aus diesem Grund ist dann das Glück des Kindes plötzlich das des Elternteiles. Dieser fühlt für das Kind, er denkt für das Kind und geht beispielsweise auch für das Kind in die Schule.

Diese Eltern nehmen vieles im Hinblick auf das kindliche Verhalten gar nicht mehr wahr. Sie sind blind für eigentlich offensichtliches Fehlverhalten, es stört sie überhaupt nicht. Aufträge werden völlig selbstverständlich mehrfach gegeben, solange bis das Kind diese irgendwann einmal ausführt. Die Eltern bemerken nicht, dass sie sich steuern lassen. Das Kind, welches psychisch als Teil des betroffenen Erwachsenen verarbeitet wird, kann nach dessen Empfinden nichts extra machen, weil ein Teil seines Körpers nichts extra machen kann. Daraus folgt, dass der Erwachsene für ein Fehlverhalten seines Kindes, auf das er von außen aufmerksam gemacht worden ist, immer eine vom Kind unabhängige Begründung parat hat. Dabei liegt dieser Grund dann entweder bei den anderen (Lehrer oder Mitschüler) oder, wenn das offensichtlich nicht der Fall ist, kann das Kind »nichts dafür« und braucht daher aus Sicht der Eltern, etwa in der Schule, mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung. Dies ist ein häufiger Grund von Vorwürfen an Erzieher und Lehrer.

Aussagen (=Impulse) des Kindes stimmen immer, sie werden nicht mehr hinterfragt. Genauso wie man es nicht in Frage stellt, wenn ein Körperteil einen Schmerzimpuls gibt, wenn wir uns stoßen (der Schmerzensschrei ist nicht be-wusst von mir gesteuert), genauso werden auch Angaben des Kindes nicht mehr auf Wahrheitsgehalt überprüft. Das kann dazu führen, dass auf Grund der Äußerungen ihrer Kinder von Eltern mitunter massiv gegen Lehrer oder Erzieher oder auch gegen andere Eltern vorgegangen wird. Wenn sich das Kind gegenüber dem Elternteil dauerhaft verweigert, kann es kritisch werden. Der Erwachsene versucht nun, das Kind unbedingt dahin zu bringen, dass es etwas ausführt. Dies gleicht dem Verhalten gegenüber einem Körperteil, den ich dazu bringen kann, etwas auszuführen. In der Symbiose sieht der Erwachsene nur noch die reine Tatsache, dass das Kind etwas nicht tut, und denkt ausschließlich darüber nach, wie das Gegenteil zu erreichen ist. Er beurteilt also überhaupt nicht mehr das Verhalten des Kindes ihm gegenüber, wie er es sonst bei anderen Menschen machen würde. Zunächst versucht ein solcher Elternteil, das Kind über Reden dahin zu bringen, die gewünschte Handlung auszuführen. Falls das nicht fruchtet, kommt er schnell in die Gefahr, sich immer stärker aufzuregen. Schließlich empfindet er ein Ohnmachtsgefühl, reagiert darauf mit den typischen »wenn – dann«-Sätzen oder mit Bestrafungen. Was ihm dabei nicht klar wird, ist Folgendes: Er geht immer wieder in Machtkämpfe, die er nicht gewinnen kann. Er wendet sich emotional sehr stark zu und begibt sich in die Gefahr, sich vor dem Kind unglaubwürdig oder sogar lächerlich zu machen. Für das Kind ist die Folge eine komplette Unmöglichkeit psychischer Reifeentwicklung. (…)

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PS: Zwei Leserbriefe, zwei unterschiedliche Meinungen und Beurteilungen.

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Kommentar von Frau S. (siehe unten) veranlasste mich zu einer Mail an sie, aufgrund deren sie mir detaillierter über ihre Erfahrungen mit dem Kinderpsychologen Michael Winterhoff berichtete. Ich fragte, ob ich veröffentlichen dürfe, was sie mir geschrieben hatte.

Das möchte ich nun im Folgenden tun, weil ich wichtig finde, dass Menschen, die bewusst so in die Öffentlichkeit treten wie Michael Winterhoff, sich auch messen lassen müssen an ihrem Verhalten in ihrer alltäglichen beruflichen Tätigkeit. Denn natürlich nehmen wir – meist eher unbewusst – aus seinen Büchern den Geist seiner ganzen Persönlichkeit auf.

Genauso natürlich ist der Blick von Frau S. ein einzelner und subjektiv. Auf mich wirkt er allerdings sehr authentisch und ehrlich.

Michael Winterhoffs Verhalten ist sicherlich kein Zufall, kein Ausrutscher – auch wenn wir nur hier einen einzelnen Bericht vorliegen haben. Für mich muss seinem Verhalten diesem kleinen, ungeschützten Jungen gegenüber eine nicht aufgearbeitete tiefe Verletzung in seiner Kindheit zugrunde liegen.

Tyrannen müssen nicht sein, lautet der Titel seines zweiten Buches, allerdings ist Er in der im Folgenden geschilderten Situation der absolute Tyrann; er schultert das Kind, das sich total hilflos vorkommen und spüren muss, dass es in seiner Wahrnehmung abwärts Richtung Keller geht. Winterhoff inszeniert die Mutter zudem als hilflos; er ist es, der tun kann, was er will. Welch eine schreckliche, traumatische Situation für einen Dreijährigen, in Szene gesetzt von einem Kinderpsychologen. Wie unverantwortlich sein Verhalten gegenüber der Mutter.

Dennoch gilt für mich die biblische Weisheit: Wer ohne Verfehlung ist, der werfe den ersten Stein.

Ich möchte mir kein Urteil über Michael Winterhoff erlauben, über das im Folgenden geschilderte Geschehen schon, nicht aber über seine Gesamtpersönlichkeit. Viel eher wünsche ich ihm, dass er aufarbeiten möge, was der Hintergrund seines Verhaltens ist. Ich finde im Übrigen durchaus, wie ich es in meinem Kommentar angesprochen habe, dass er sehr Wichtiges zu Papier gebracht hat; für mich war, was er gut auf den Punkt brachte, schon verschiedentlich wirklich hilfreich.

Nur ist es wichtig zu sehen, dass niemand, auch wenn er noch so hehr und wissend spricht bzw. schreibt, nicht Irrtümern unterliegen kann und Wahrnehmungen, die durch eigene Erfahrungen erheblich verzerrt sein können.

In manche Partien der Bücher von Michael Winterhoff  könnte mit einfließen, was in den Worten von Frau S. sich so äußert:

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Wir haben eine lange „Leidensgeschichte“, darüber lohnt es sich fast, an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich habe 5 Psychiater und Psychotherapeuten durchlaufen/angelaufen, wurde z. T. abgewiesen. Die Krönung der Unglaublichkeit ist, dass Herr Winterhoff mir empfohlen hat, ich solle in den Wald gehen oder mind. 3 Wochen täglich eine dreiviertel Stunde in die Kirche. Und ich habe wiederholt gefragt, wie die Welt nach der Lösung der Symbiose aussieht (aussehen kann). Da war die Antwort, dass ich das nicht begreifen würde. Das ist irgendwie ein bisschen wenig für einen derartigen Arzt. 
Interessant ist auch der Start in die Behandlung: Man stelle sich eine Altstadtvilla vor, einen großen Flur, in dem eine Treppe ins OG und eine ins UG führt, eine Tür zum Warteraum und eine Tür zur Anmeldung, durch diese man in ein Vorzimmer und da durch in das Sprechzimmer kommt.

Herr W. kommt ins (sonst leere) Wartezimmer. Grüßt mich kurz mündllich (ohne Handschlag und spricht meinen 3-Jährigen an, er möge bitte folgen.

Welches 3-jährige Kind geht in einer fremden Umgebung mit einem fremden Mann mit? Selbst wenn es ohne Bindungsstörung und ohne (mögliches) psychisches Problem aufgewachsen ist????? Herr W. ist der Meinung, dass das von einem 3-Jährigen zu verlangen ist. Also wurde ich voran durch großen Flur, Anmeldung, Vorzimmer ins Sprechzimmer geschickt, dem Kind verstellt Herr W. beim Eintritt ins Sprechzimmer den Weg und befielt, es möge im Vorzimmer warten. (Fremde Umgebung…ohne Bezugsperson….) Mein Kind schreit vor der Tür furchtbar (nach mir, dem Teddy und überhaupt). Ich bin entspannt, was von Herrn W. auch bemerkt und angesprochen wurde. Es gab 2 Ansagen durch die Tür, ich krame den Teddy aus der Tasche und übergebe an Herrn W., der wiederum übergibt an meinen Sohn. Mein Kind brüllt aus Leibeskraft (wie immer, er war ein Schreikind… daher entwickelt sich wahrscheinlich auch unser ganzes Problem, wer war zuerst, das Schreikind oder ich falschgepolt…) . Herr W. geht beim 3. Mal hinaus, SCHULTERT mein Kind, schleppt es durch die Anmeldung, durch den Flur, die Treppe hinunter ins UG. Da gibt es wohl einen Raum mit einer Therapeutin und Spielzeug. Ich habe es nie gesehen. Mein Kind schreit furchtbar. Ich frage mich, wie weit weg ein 3jähriger (räumlich) seine Mutter in so einem Haus empfindet. Danach hatten Herr W. und ich das Gespräch über das Kind. Danach bin ich mit meinem Kind nach Hause, war bei den Folgeterminen allein bzw. mit meinem Mann dort. Danach haben wir entschieden, dass uns das nicht helfen kann. 
Ich frage mich ernsthaft, ob so ein Mann sich als Psychiater verkaufen darf und ich finde es eine Schande, dass man ihn in der Öffentlichkeit so hochjubelt. Schon die Körpersprache eines Mannes, der mit überschlagenen Beinen zurückgelehnt sichtlich gelangweilt betont, dass er ja kaum Zeit hat für seine Termine, da er gerade an seinem 5 Buch schreibt. Manoman. Je mehr ich gerade darüber nachdenke, um so mehr kochen meine ruhig gestellten Emotionen … (und ich finde, er hat auch keinen Platz in Ihrem Blog verdient).

Was mich auch sehr überrascht, dass man KEINE Erfahrungsberichte im Netz findet, außer meinen bei urbia.de (für Mitglieder). Und mein Bericht ist schon 1 Jahr alt. 

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Bezeichnend finde ich auch, was Frau S. in der folgenden Mail äußert:

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Das können Sie sehr gern weiterreichen. Deshalb habe ich versucht, es so detailliert, wie es mein Erinnerungsvermögen noch hergibt, darzustellen. Auch meinte ich ja, dass es sich fast „…lohnt, an die Öffentlichkeit zu gehen…“ Zum einen, weil es sicher Mütter gibt, die in ähnlichen Situationen sind und weil auch das Thema eher nicht attraktiv ist, da vielleicht auch peinlich. Mir nicht, weil ich mich jetzt so gut fühle, weil es meinem Kind und mir endlich besser geht. Für mich persönlich steht trotz der Erfahrungen mit Winterhoff die Gesundung für meine Mutter-Kind-Beziehung im Vordergrund, der Gesundung unserer Psyche, wobei ich hier nicht Depression im Sinne von Selbstmord etc. meinte, sondern Überforderung, Affekthandlungen, das Verlorengehen seiner selbst. Und gerade Affekthandlungen, da finde ich, dass hier alle Ärzte versagt haben. Da darf sich unsere Gesellschaft nicht über „Kindermörder“ wundern. Ich weiß, wie es ist, wenn man mit den Nerven einfach am Ende ist und das Gefühl hat, man haßt sein eigenes Kind. Das sind harte Worte, aber ehrliche. Und das Thema hatte Winterhoff aufgegriffen in seinem ersten Buch, wo es sinngemäß heißt, dass wir uns nicht wundern dürfen, dass Eltern ihre Kinder hassen, weil es einer gesellschaftliche Entwicklung zu verdanken ist…. Bla bla bla. Deshalb bin ich dahin gefahren, weil ich den Punkt so schrecklich zutreffend fand und mich verstanden fühlte. 

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Ich finde die Worte von Frau S. befreiend ehrlich, gerade im Umgang mit ihren eigenen Gefühlen, denn man kann nur heilen, was man fühlt, wie der von mir so geschätzte John Bradshaw äußert; deshalb ist es so wichtig, dass wir unsere Gefühle ehrlich sehen; es sind Gefühle, wie sie bei jedem vorkommen. Eben auch bei Herrn Winterhoff, denn dass etwas in ihm dieses Kind hassen muss, das er so schlimm behandelt, liegt für mich auf der Hand.

Wer vergleichbare Erfahrungen hat, womöglich auch mit Herrn Winterhoff (natürlich gern auch positive), aber generell auch auf dem oben angesprochenen Bereich kann sie mir mitteilen [ JohannesEthikPost @ freenet.de  – ohne Leerzeichen]; ich stelle sie hier ein.

Gestern, am 12. Juni 2014, erreichte mich die Mail einer Leserin, die  mir die Erlaubnis gab, ihre positiven Erfahrungen mit Herrn Winterhoff weiterzugeben, was ich hiermit gern tue:

Ihr Eintrag zu den Thesen von Herrn Winterhoff ist schon etwas älter, aber ich möchte trotzdem gern auch meine Erfahrungen mit Herrn Winterhoff schildern, vielleicht auch, um ein differenzierteres Bild aufzuzeigen. Wir hatten sehr große Probleme mit unserer damals dreieinhalbjährigen Tochter. Sie ist regelmäßig ausgerastet und ich war vollkommen verzweifelt. Manchmal hatte ich gar keine positiven Gefühle mehr für sie. Alles schien ihr egal. Ich war mehrfach zur Erziehungsberatung und habe mir nach einem besonders schlimmen Ausraster einen Termin bei Herrn Winterhoff besorgt (nicht wegen seiner Bücher, sondern weil ich bei ihm von allen angerufenen Kinderpsychologen zuerst einen Termin bekommen habe). Herr Winterhoff hat seine sehr eigene Art, die teilweise arrogant wirkt, die ich aber auch sehr unterhaltsam fand. Er hat bei unserer Tochter die in seinen Büchern beschriebene Entwicklungsverzögerung diagnostiziert und uns zugesichert, dass er uns helfen kann, wenn wir uns an seine Vorschläge halten. Diese (Stichwort „Waldspaziergänge“) wirken auf den ersten Blick seltsam, aber zielen darauf ab, bewusst Zeit mit sich selbst zu verbringen, um dem Hamsterrad zu entkommen. Obwohl diese Vorgabe so simpel und vielleicht sogar töricht klingt, haben diese Waldspaziergänge bei mir einen fundamentalen Veränderungsprozess angestoßen und meine Lebensqualität sehr stark erhöht. Zusammen mit den Vorschlägen, wie ich mich gegenüber meiner Tochter verhalten soll, haben wir enorme Fortschritte gemacht. Diese Verhaltensvorgaben klingen beim ersten Hören übrigens ähnlich banal wie die die Anforderung, Zeit mit sich selbst zu verbringen. 

Nach einem knappen Jahr haben wir ein „normales“ Familienleben und ich bin Herrn Winterhoff so unbeschreiblich dankbar. Ich freue mich jeden Tag an meiner Tochter und habe unabhängig davon mit den regelmäßigen Waldspaziergängen einen Weg für mich gefunden, die Anforderungen des Alltags besser zu bewältigen.

Klasse :-))

PPS: Nachtrag August 2017

Gerade habe ich einen Zeitungsartikel von 2013 zu dem neueren Buch von Winterhoff  „SOS Kinderseele“ gefunden. Er veranschaulicht die oben angesprochene Problematik und verweist auch darauf, dass die gesamtgesellschaftliche Entwicklung einzubeziehen ist, also die Verschiebungen des Werte-Koordinatensystems, das wir erleben, das u.a. sich auch m.E darin äußert, dass Eltern zunehmend weniger bewusst ist, wie wichtig es ist, Anforderungen und Ansprüche im Hinblick auf ihr Kind zu haben, sinnvolle, denn die Kinder von einem Unterricht zum anderen zu jagen, vom Ballett zum Klavierunterricht und zurück, das ist nicht damit gemeint; vor allem geschieht dies erfolgreich, wenn das Kind sieht und spürt, dass seine Eltern selbst Interessen haben, die in ihren Alltag integriert sind; diese Aufgeschlossenheit nimmt das Kind wahr und auf.

Wichtig ist auch, dass alles auf die Seele des einzelnen Kindes abgestimmt ist; jedes Kind ist anders und eines, das sich langsam entwickelt, tut dies oft aus einem Grund, dessen Sinn sich erst später zeigt.

Leider gestaltet sich dieser Prozess oft so schwierig, weil Erwachsene selbst nicht erwachsen sind (eine Tatsache, die womöglich sogar zunimmt). Auch Erwachsensein will bekanntlich gelernt und erarbeitet sein (das Märchen vom Eisenhans erzählt von dem wichtigen Abnabelungsprozess von der Mutter und den Schritten des Mann-Werdens).

Zum Thema des Etwachsenwerdens hier ein Link und hier.

Und hier der Link zum Zeitungsartikel: https://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/es-kommt-zur-machtumkehr/story/18911109

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5 Antworten zu Drei grundlegende Beziehungsstörungen im Verhältnis Eltern – Kind, auf deren Basis Michael Winterhoff findet: „Tyrannen müssen nicht sein“.

  1. Frau S. schreibt:

    Durch seine Auftritte in TV und seine Bücher war ich sehr angetan von Herrn Winterhoff. Es gibt auch wenige Erfahrungsberichte. Ich war vor mehr als 1,5 Jahren zu 3 Terminen bei HErrn Winterhoff. Die Verallgemeinerung „seiner“ Thematik auf JEDEN hat mir sehr mißfallen. In meinem Fall gibt es eine Eltern-Kind-Bindungs-Störung aufgrund einer ungelösten Wochenbettdepression. Nach nun 4,5 Jahren und seit 3 Monaten unter Antidepressiva erlebe ich mein Kind endlich so, wie ich es mir immer gewünscht habe – ich liebe es. Es entspannt sich sichtlich. Ich kann es annehmen und nicht nur im Pflichtbewußtsein für es da sein. Ich habe es immer damit verglichen, wie wenn mir der Nachbar seinen Hund in Pflege gäbe – ich muß ihn füttern, sauber halten und gassi gehen (bespielen), ein bißchen streicheln – fertig. Rückblickend könnte ich heulen für mein Kind. Herr Winterhoff hat mir nicht geholfen. Er war der Meinung, ich muß die Symbiose lösen, in dem ich einen Tag alleine im Wald verbringe, ohne Medien (Handy etc.). Mein Problem ist keine Symbiose, ganz im Gegenteil wollte ich eigentlich „so wenig wie möglich“ mit meinem Kind zu tun haben. Der Mann hat aus lauter Arroganz über seinen Erfolg bei uns auf ganzer Linie versagt.

  2. Wie es Ihnen persönlich ging, erschüttert mich, und ich bin froh, dass sich das Verhältnis zu Ihrem Kind zum Guten verändert hat.
Genauso erschüttert mich, was Sie über Herrn Winterhoff schreiben; er wäre nicht der Erste, dem Erfolg die Bahn zwischen Kopf und Herz zugestellt hat.
    Ich habe ihn zweimal im Fernsehen gesehen; da sprach er sehr sachlich; was mir auffiel, war, dass er sich inhaltlich gern wiederholte.
    Nach außen hin wirkte er recht streng auf mich; mir fehlte die Wärme in seinem Wesen, aber das ist ganz und gar subjektiv …
    Dessen ungeachtet finde ich die zusammenfassenden Aussagen aus seinem Buch richtig, meinen Erfahrungen nach an der Praxis orientiert und gut erfasst – nur muss natürlich die vorausgehende Diagnose stimmen …

    Ihnen alles Gute,

    Johannes Klinkmüller

  3. Renate WEiß schreibt:

    Hier stellen sich mir mehrer Frage: Frau S., haben Sie Antidepressiva genommen, umaus der Depression rauszukommen? An Ihrer Stelle würde ich sowieso zu einer Frau Therpeutin gehen, nicht zu einem Mann. Hr Winterhoff kann zwar sehr gute Bücher schreiben; das heißt aber noch lange nicht, dass er ein guter Therapeut ist. Habe selten gute männl.Therapeuten erlebt. Aber ich kann ihr Verhältnis nicht beurteilen, denn ich habe Sie beide nicht erlebt und was da schief lief.

  4. Renate WEiß schreibt:

    nochmal: das Problem ist vielschichtig. Einer, der gute Bücher schreibt, ist noch lange kein guter Therapeut. Z.B. Alice Miller schrieb gute Bücher über Erziehung, versagte aber selbst als Mutter. Genauso wie eine gute Tanzlehrerin nicht unbedingt eine gute Performerin ist und umgekehrt.

  5. jeff schreibt:

    ich find das Buch sehr Gut. Ich würde es an den menschen empfehlen die mit kindern nah sind oder Z.B. Lehrern. Eltern. erzieher

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