Vier Frauen für ein Hallelujah! (Teil I)

Die erste uns bekannte deutsche Dichterin, geboren um 935, ihres Zeichens Kanonisse eines Klosterstifts, lässt in einem ihrer Dramen den Mönch Abraham erleben, wie seine Nichte Maria zur Hure wird, die, wie er erfahren muss, mehrmals täglich Freier bedient, obwohl er ihr doch einst bei sich eine Zelle ohne Türe baute, damit sie erbaulich lebe. – Ein für ein Stiftsfräulein durchaus ungewöhnlicher Stoff, zumal vor mehr als tausend Jahren.

Noch dazu lehnte ihr dramatisches Werk in Stil und Gestaltung sich an den römischen Dichter Terenz an, per Geburtsdatum ein ausgewiesener Heide.

Unsere Kultur hält uns einen Spiegel vor

Ein Blick zurück in frühere Zeiten – und wir sind damals noch nicht einmal an den Wurzeln deutscher und deutschsprachiger Kultur -, lässt uns auf eine seltsame Weise zur Ruhe kommen, hält uns einen Spiegel vor und lässt uns erkennen, dass unser Fundament und Mauerwerk nicht auf Sand gebaut ist, sondern auf dem Denken und Handeln von Menschen mit tief wurzelnden religiösen Überzeugungen und mit einem geistigen Koordinatensystem, das wir heute so vielfach gerade bei unseren politisch tätigen Zeitgenossen vermissen.

Was vielen nicht mehr bewusst ist: Wirkliches strategisches Handeln ergibt sich erst aus solch einem verlässlich gewachsenen Koordinatensystem, weil es zum Handeln auffordern kann, wo der Zeitgeist oder personale Unfähigkeiten noch Untätigkeit zu rechtfertigen scheinen. Es vermag zudem übergroße Härten im Handeln zu vermeiden helfen, die sich oft deshalb ergeben, weil Versäumnisse der Vergangenheit ausgebügelt werden müssen, eben weil zu spät erst gehandelt worden ist.

Ein solches Koordinatensystem gibt zudem Sicherheit im Umgang mit gesellschaftlichen Problemstellungen und Anforderungen, die u.a. auch der wissenschaftliche Fortschritt mit sich bringt.

Wenn man sich mit unserer Kultur beschäftigt, beschleicht einen Wehmut, dass so wenig (un)verantwortlich handelnde Menschen in diesem Land dieses Koordinatensystem noch haben – man glaubt sie an einem Finger abzählen zu können. Auch wenn sie von Ethik und Moral sprechen, so baumelt diese Sittlichkeit ganz offensichtlich in der Luft und dreht sich nach dem jeweiligen Wind des Zeitgeistes.

An die Stelle dieses Koordinatensystems sind die Götter der Börse, des Geldes, des Machtwahns und Konsums, narzisstischer Selbstinszenierung und einer unkontrollierten Libido getreten. Erlaubt ist, was möglich ist.

Dagegen lesen wir im Blick zurück von Lebenswegen, von bewundernswerten Fähigkeiten und Leistungen, von Schicksalsschlägen und Geschicken und ordnen intuitiv auch unser Leben ein in einen geschichtlichen Prozess. Das bringt Gelassenheit.

Kaum einer von uns wird 1000 Jahre später noch benannt werden, aber darum kann es ohnehin nicht gehen. Überzeugend ist unsere Kultur, weil so viele fast wie selbstverständlich ihr Bestes gaben und ihre Lebenszeit nutzten. Bei allen Irrwegen, die unser aller Leben einschließen muss, weil sie zu uns gehören: Ausschlaggebend ist ein geistiges Rüstzeug, das man nicht einfach so hat, sondern für das man sich sehr bewusst entscheiden muss, selbst wenn es einem fürsorgende Eltern mit auf den Weg gegeben haben – was immer seltener vorzukommen scheint, eine Ansicht, die ich nicht ohne Weiteres teile.

Wir leben allerdings in Zeiten, in denen noch nicht so recht ins Bewusstsein vorgedrungen ist, dass eine frei schwebende Moral und Ethik zu wenig Fundament bietet, sonst könnten die westlichen Gesellschaften nicht so sehr abdriften.

Die Wurzeln unserer Kultur und die Folgezeit bis ins keineswegs dunkle Mittelalter könnte man als provinziell bezeichnen, da unser Kulturraum damals keine geistigen Zentren kannte, die einem Oxford vergleichbar gewesen wären oder den blühenden Schulen von Paris, Reims, Chartres oder auch Montpellier.

Aber „provinziell“: das wird dennoch unserer Kultur ganz und gar nicht gerecht, denn wahr ist, dass sie gekennzeichnet ist durch regionale Blüten, die über Deutschland, wie wir es heute kennen, ein Netz geistiger Farben spannte. Nur sind sie kaum mehr bekannt. Oder wer kennt noch den Fuldaer Otfried von Weissenburg, Hermann von Reichenau, den Regensburger Otloh von St. Emmeram, Manegold von Lautenbach oder den aus dem oberbayrischen Polling stammenden Gerhoch von Reichersberg.

Erstaunlich ist die Zahl derer, die Mediavistik-Experten wie dem italienischen Ordinarius Loris Sturlese noch heute bekannt sind.

Die Frau ein missratener Mann

Dass ich vier Frauen ausgewählt habe, von denen wir heute wieder lernen könnten, verdankt sich auch Albertus Magnus, dem in Lauingen an der Donau in eine staufische Ministerialenfamilie, also in niederen staufischen Dienstadel hineingeborenen Philosophen, Theologen und Naturwissenschaftler, der als päpstlicher Legat und Kreuzzugprediger – in späteren Jahren wurde er zum Bischof ernannt – kreuz und quer durch Europa reiste, und das alles, da ihm als Bettelmönch kein Reittier zustand, zu Fuß, was zu damaligen Zeiten selbst für einen Mönch ungleich riskanter war als heutzutage. Er verfasste nicht nur zahlreiche Kommentare zum Werk des Aristoteles, sondern auch Hinweise zur Verwendung von Kräutern oder auch Tipps zur Körperpflege, indem er schreibt:

Die Frau ist ihrer körperlichen Verfassung entsprechend dem Mann gegenüber im Nachteil, ja ein missratener Mann. Aber die Natur lässt sie nicht im Stich. Die Sterne am Himmel, die Pflanzen der Erde, die Tiere des Feldes, Steine und Metalle, auch der Fisch im Wasser ist bereit für sie. Die Frau braucht nur nach diesen Mitteln zu greifen und sie anzuwenden.

Das scheint auch dringend geboten, denn über die Frau gibt er in Von der Glückseligkeit als Ehrenpreis zum Besten:

Für das, was man über die Gorgo und Helena erzählt, genügt es, dass es Frauen waren. Die Frau ist nichts Vollkommenes in der Menschennatur, sondern ein Notbehelf. Das Rechte bei der Frau ist das, was beim Manne verkehrt ist … und darum ist sie nicht imstande zu vollkommenen Tätigkeiten und Verrichtungen.

Erstaunlich ist in jedem Fall, dass ein großer Kirchenmann ein von Gott geschaffenes Wesen als missraten sich zu bezeichnen erlaubt.

Wenn Frauen Mönche unterrichten

Möglich, dass Albertus Magnus auf seinen langen Fußreisen zu viel Staub geschluckt hatte.
Gut wäre es einfach auch gewesen, wenn er sich der Kanonissin Hrotsvit, besser bekannt unter dem Namen Roswitha von Gandersheim zugewandt hätte, einer Frau also, die 150 Jahre vor ihm lebte und die ihm mittels eines Blickes auf ihr Werk – sie ist die erste uns bekannte deutsche Dichterin – hätte vermitteln können, dass seine oben getätigten frauenkundlichen Aussagen schon damals so dumm wie überholt waren.

Als Kanonissin war Roswitha keine Nonne, sondern ein Stiftsfräulein, gehörte also jener adlig-weiblichen Klientel an, die man gern aufgrund fehlender besserer Verwendungsmöglichkeit in ein Kloster abschob, wo sie lebten, ohne sich allerdings wie in ihrem Fall streng an die benediktinischen Ordensregeln halten zu müssen. Roswitha, wohl aus einen sächsischen Adelsgeschlecht stammend, das sich in Gandersheim unweit von Hannover niedergelassen hatte, hat Zeit ihres Lebens das Klosterstift, dem vor allem die Aufgabe zukam, adlige sächsische Frauen aufzunehmen – gegründet war es von Ludolf von Sachsen – wohl nur selten verlassen.

Was aber für sie durchaus zeittypisch ist: Sie war wie viele Frauen hochgebildet. Ihrer Äbtissin Gerberga, die ursprünglich im Kloster St. Emmeran in Regensburg erzogen worden war, wo man nicht von ungefähr dann auch Schriften der Roswitha von Gandersheim fand, verdankt sie die Lektüre der klassischen griechisch-lateinischen Literatur und ihre Ausbildung im Trivium, also in Grammatik, Dialektik und Rhetorik, während den Unterricht im Quadrivium eine Nonne namens Richardis übernahm, also in Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie.

Dafür, wie selbstbewusst Frauen auch zur damaligen Zeit schon waren, mag die Schwester der Äbtissin Gerberga Beleg sein: Jene Hedwig von Bayern wehrte sich nicht nur mit Erfolg gegen eine verordnete Ehe mit dem byzanthinischen Prinzen Romanos II., sondern weigerte sich nach dem Tod ihres Gatten, Herzog Burchard, als Witwe in das Stift einzutreten, wohingegen sie den Mönchen im Kloster St. Gallen freiwillig Unterricht in Griechisch gegeben und für sich selbst dort den lateinischen Dichter Vergil studiert hatte, der, wie wir wissen, wohl an die dreihundert Jahre später Dante Alighieri in dessen Göttlicher Komödie als kundiger und notwendiger Führer durch die Hölle und das Fegefeuer zur Verfügung stand, bevor die bezaubernde Beatrice auf dem Weg in das Paradies die Führung übernehmen sollte.

Roswithas Werk nun ist durchaus umfangreich. Es umfasst eine Sammlung von Legenden u. a. zu Maria, zur Himmelfahrt des Herrn, zum Martyrium des heiligen Dionysos;
des Weiteren schrieb sie sechs Dramen, zum Teil auch im Stile moralisierender Komödien, überschrieben z.B. Calimachus oder auch Abraham, sowie zum dritten epische Gedichte über die Taten Otto I. und zu den Anfängen des Gandersheimer Stifts.

Bemerkenswert ist, dass sie, welche die Werke des lateinischen Dichters Terenz wohl bestens kannte, diese zwar wegen ihrer für sie zu großen Freizügigkeit ablehnte, aber stilistisch als Vorlage für ihr dramatisches Schaffen verwendete.

Die neuere Forschung wies auch in ihrem Werk die Verwendung der dialektischen Lehre des großen, aus Irland stammenden philosophischen und theologischen Schriftstellers Johannes Scottus Eriugena nach, wie u.a. auch Einflüsse seines Denkens in Bezug auf Mikrokosmos und Makrokosmos, also den Zusammenhang des menschlichen Wesens mit dem All.

Erstaunlich ist, wie verflochten damals schon Europa war – nicht durch Geldströme, wie es heute der Fall ist, sondern durch geistige – und wie sehr selbst zunächst unauffällige Stiftfräulein kulturelle Akzente zu setzen vermochten, die noch heute zu unseren Fundamenten zählen.

Von wegen dunkles Mittelalter. Wer so spricht, mag wohl nur von den dunklen Seiten unserer Zeit und vielleicht auch den dunklen der eigenen Seele ablenken wollen.

Abraham im Freudenhaus

Natürlich kann hier nur ein Werkausschnitt Roswithas wiedergegeben werden, um eine Ahnung zu vermitteln, wie diese bemerkenswerte Frau dichtete. Ihr Drama Abraham gilt als ihr bestes:

Der gleichnamige Mönch und männliche Protagonist muss erleben, dass seine Nichte, die er sicher bei sich untergebracht wähnt und die er auch als Pflegetöchterlein bezeichnet, auf einen Heuchler, der, als Mönch verkleidet, sie öfters aufsuchte, hereinfiel und durch das Fenster ihrer türlosen Klause floh. Nachdem sie, so erfährt Abraham, durch das Übermaß der Schmerzen angesichts dessen, was sie getan hat, ganz verzweifelt ist, gibt sie sich vollends dem Abgrund der tiefen Hölle hin und wird eine Prostituierte, wobei der Wirt, bei dem sie arbeitet, Abraham im Verlauf der Fabel wird wissen lassen, dass täglich eine Schar von Freiern zu ihr kommen.

Abraham hat in dieser Zeit ein Gesicht, wie er seinem Mitbruder Effrem erzählt:

Mir war, als stände ich vor meiner Zellentür´, da kam mir eins ein Drache groß und gräulich und ganz abscheulich, in rasendem Flug heran, erspäht ein weißes Täubchen, das an meiner Seite weilt, bezwingt es, verschlingt es und ist plötzlich verschwunden.

Er betet demütig, wie er berichtet, zum Herrn und sieht drei Tage später das Drachentier geborsten zu seinen Füßen liegen, das Täubchen aber kann entfliehen.

Abraham schickt einen Freund, Maria zu suchen, und als er weiß, dass sie sich in einem Wirtshaus aufhält, verkleidet er sich als glaubwürdiger Freier, bereit, für die Rettung Marias sogar Wein und Fleisch zu konsumieren.

Dort angelangt – und ich zitiere aus Bonsen/Glees, Geheimwissen des Mittelalters -, veranlasst er den Wirt, die Schöne, die sein Haus herbergt, zu rufen, worauf sich dieser nicht zurückhalten kann zu sagen: Mich wundert, dass Dir, einem Greis, der abgebrüht im Herzen, noch Liebe zu einer Jungen blüht.
Darauf Abraham nicht faul: Aus keinem andern Grunde kam ich her, nur sie zu sehn ist mein Begehr.
Und nun der Wirt: Herbei, herbei Maria! Ein neuer Verehrer deiner Schönheit ist da!
Maria: Ich komme schon –
Abraham (für sich): Woher nehme ich Selbstvertrauen und Standhaftigkeit, wenn mein Herz nun sie, die ich erzog in mönchischer Einsamkeit, erblickt, nach Dirnenart geschmückt! Doch ist es jetzt nicht Zeit, daß das Antlitz entdeckt, was das Herz versteckt; den Tränenstrom will ich bezwingen mit männlichen Willen, mit falscher Heiterkeit, die bittere Herzenstraurigkeit verhüllen.
Wirt: Maria, freue dich: denn nicht, wie bisher nur Junge allein, jetzt kommen sogar schon Greise herein, von Liebe zu dir entbrannt, liebentbrannt.
Maria: Wer mich mit Liebe beschenkt, gleiche Liebe von mir empfängt.
Abraham: Tritt näher, Maria, und gib mir einen Kuß.
Maria: Du sollst nicht nur an süßen Küssen erwarmen, deinen greisen Nacken umschlinge ich mit weichen Armen.
Abraham: So gefällt es mir.
Maria: Nach diesem Kuß, was fühle ich? Wie seltsam überkommt es mich? Im Duft und in der Leidenschaft ein Ahnen, daß mich an einstige Leidenschaft zu keuschem Leben will gemahnen?
Abraham (für sich): Nun heißt´s Verstellung üben! Nun einem losen Buben gleichend Scherz getrieben! Damit mein würdiger Mensch mich ihr nicht entdecke und sie sich aus Scham vor mir verstecke.
Maria: Weh, unglücklich, wie tief sank ich! In welchen Abgrund des Verderbens stürzt´ ich mich!
Abraham: Dies ist kein Ort zum Jammern, wo sich versammelt frohe Gästeschar.

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Wir verlassen hier die Szenerie. Ich verrate kein allzu großes Geheimnis, indem ich ein glückliches Ende vermelde.

Bemerkenswert ist nicht nur die Thematik, deren sich Roswitha bedient, sondern es sind auch ihre dichterischen Mittel. Die aristotelische Einheiten von Raum, Zeit und Ort, die räumlich-zeitliche Überschaubarkeit zur Folge haben, lässt sie beiseite, wobei allerdings gesagt sein muss, dass erst jener oben erwähnte Albertus Magnus es ist, der seiner Zeit Aristoteles nahebringt, einer seiner großen Verdienste.

Roswitha springt jedenfalls in Brechtscher Manier in ihrem Drama über zwanzig Jahre hinweg und wechselt die Orte, dass Aristoteles nur mit dem Kopf geschüttelt hätte.

Vergessen wir nicht: Theater in Deutschland sollte es noch lange nicht geben, höchstens theatralischer Jahrmarktsklamauk. „Rund um Roswitha gibt es nichts, das dem Theater ähnlich wäre“, so schreibt Cettina Militello in Mütter und Geliebte, Nonnen und Rebellinnen: „Der nächstliegende Anknüpfungspunkt sind die Aufführungen, die einst Radegunde im Kloster von Poitiers inszeniert hat.“ – Interessanterweise auch eine Frau.

Man darf erwähnte Radegunde wie vor allem auch Roswitha durchaus zur dichterischen Avantgarde zählen.

Dies zu sehen war Albertus Magnus, dessen Verdienste ansonsten unbestritten sind, nicht möglich; das verhinderte seine partiell klerikale Verstopfung.

Die Frau als Erzieherin und Bildnerin des Mannes

Auch auf dem Hintergrund, dass wir, wenn Sie mögen, in einem nächsten Post drei weiteren bemerkenswerten Frauen zuwenden, möchte ich den unvergleichlichen Helmut de Boor einen Blick auf die Stellung der Frau werfen lassen, die noch im Rolandslied und anderen früheren Epen keinen Raum hatte und wenn, dann nur in der Rolle eines ruhenden Objekts. Im Verlauf des 12. und 13. Jahrhunderts allerdings ändert sich das:

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Die höfische Gesellschaft und ihre Dichtung gaben der Frau einen neuen, hohen Eigenwert
Sie wird Stern und Mittelpunkt der Gesellschaft; erst die Gegenwart der Frau macht die höfische Gesellschaft zum Fest. Die schöne Frau – und alle höfischen Frauen sind schön – ist die Quelle der höfischen Freude, die Weckerin des hohen Mutes. Die gesellschaftliche, d.h. ästhetische Rolle ist indessen auch bei der Frau noch nicht das Wesentliche. Zu der gesellschaftlichen Überhöhung tritt die sittliche. Die Frau wird ihrem Wesen nach als das reinere und vollkommenere Geschöpf erkannt, darum läßt sich bei Wolfram der Gral nur von einer Frau tragen. Die Frau wird damit fähig, die Erzieherin des Mannes zu höfischer Vollkommenheit zu sein. Um ihretwillen leistet der Ritter seine Waffentaten; Turnier und ernster Kampf, Schlacht und Aventiure werden zur Werbung um die Gunst der Frau. Er unterwirft sich aber um der Frau willen auch der höfischen Zucht, strebt nach Läuterung und sittlicher Vollkommenheit, um ihrer wert zu werden. Die Frau wird  zur Erzieherin und Bildnerin des Mannes; in der höfischen Dichtung ist zuerst und vielstimmig die Erkenntnis ausgesprochen, daß das Ewig-Weibliche uns hinanzieht.
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Schön, das zu lesen. Es tut, finde ich, der Seele gut, gemessen an dem, was wir medial tagtäglich im Hinblick auf feminine Verstümmelungen erleben müssen, es tut gut, dass anderes möglich war und auch sein kann: auf eine neue Weise, mit einem unserer Zeit angemessenen Bewusstsein, aber eben voller Respekt und dem Anderen die Würde gebend, die ihn erst Mensch sein lässt.

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