Das menschliche Leben gleicht dem Schachspiel. – Der mutige Weg nach vorn kann unserer Seele neue, unbekannte Räume und damit wirkliche Freiheit bringen!

Eine Frage, die mich in den letzten Wochen sehr beschäftigt hat, war, wie es sein kann, dass mehr als 600 Jahre nach Christi Geburt mit dem Islam sich eine Religion konstituiert hat, die in ihren koranischen Äußerungen inhaltlich und spirituell deutlich hinter das ethische Niveau einer Religion zurückfällt, die einen Stufenweg der Bewusstseinsentwicklung aufzeigt, welcher Menschen, denen es wirklich um eine zunehmende innere Freiheit  geht, eine echte Hilfe sein kann: Ich meine das so leichtfertig und oft viel zu vorschnell abgelehnte Christentum, wobei ich einiges in der Bibel zu Lesende zugegebenermaßen anders sehe als das, was ich, wenn ich in die Kirche gehe, von den Kanzeln höre. Das bleibt zu oft im appellativ frömmelnden Bereich stecken; ich sehe vieles aus mythologischer Sicht und psychologisch im Sinne C.G. Jungs.

Die Angehörigkeit zu einer Religion, in die ein Mensch hineingeboren wurde, sagt allerdings nichts über sein Bewusstsein aus und mich wundert es nicht, dass nicht wenige Muslime ihre Religion neu zu definieren suchen und sich z.B. bemühen, im Koran Hinweise zu finden, dass in Wirklichkeit auch dort die Einehe angestrebt wird.

Aufgrund meiner Lektüre des Koran und einiger der mehrere tausend bekannten Hadithe, die bekanntlich Überlieferungen und Aussagen des Propheten Mohamed kommentieren, war ich jedoch erschrocken, welches Ausmaß an Indoktrination, Überregulierung des menschlichen Lebens und Intoleranz gegenüber der Meinung Anderer ich dort vorgefunden habe. Von einer in den meisten Verfassungen zugesicherten Religionsfreiheit kann keine Rede sein und es ist auch ganz offensichtlich, dass Frauen weniger zählen als Männer, immerhin findet sich die ein oder andere Stelle, wo – z.B. in Erbschaftsregelungen – zwei Mädchen mit einem Jungen oder zwei Frauen mit einem Mann verrechnet werden. Mit dem Christentum war die Eigenverantwortung des Menschen für sein Seelenleben in den Vordergrund gerückt; der Koran aber führt den Menschen am mentalen und spirituellen Gängelband. Das Ausmaß der Gängelung hätte ich so nicht für möglich gehalten. Ich habe allerdings nie erlebt – und ich habe viele junge Muslime kennengelernt -, dass diese sich durch ihre Religion hätten gängeln lassen, sondern ich habe sie durchweg als friedliche und freiheitsliebende Menschen empfunden. Grundsätzlich schließe ich mich der Sichtweise Michael Klonovskys an, der betont, dass es auch eine helle Seite des Islam gibt.

Jene Seite, die bei mir mehr als nur Unbehagen auszulösen weiß, habe ich in einem Post besprochen, wobei ich anmerken möchte, dass ich ihn auf einem Forum veröffentlicht habe, das politisch ganz und gar nicht meiner Ausrichtung entspricht, auf dem ich allerdings zu Zeiten zu schreiben eingeladen wurde, als es noch anders ausgerichtet war; heute schreibe ich dort aus gutem Grund noch weiter. Anmerken möcht ich auch, dass meine Ablehnung des Islam aus spirituellen Gründen geschieht und weil ich der Auffassung bin, dass er die Freiheit und Selbstverantwortlichkeit des Menschen, wenn er so ausgelegt wird, wie der Koran es möchte, absolut gefährdet – hier der Post).

Zugleich bitte ich um Verständnis, dass der folgende Post sehr ausführlich ist; aber ich mochte ihn nicht in zwei Teile teilen. – Nun zurück zu der Frage, warum aus meiner Sicht der Islam hinter das ethische Niveau eines überkonfessionell verstandenen spirituellen Bewusstseins, wie es sich für mich im Christenum zeigt, gefallen ist:

Es ist ein Kennzeichen der Entfaltung des menschlichen Wesens, dass Gegenkräfte wirken und Überholtes aus Angst, vergehen, also sterben zu müssen, unglaublichen Widerstand entwickelt und dass im Rahmen von Entwicklungsschritten, damit einhergehend, immer ein Teil der Menschheit zurückbleibt, ein Teil, der einen Schritt aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mitgehen will, nicht mitgehen kann. Für mich repräsentiert die Geisteshaltung des Islam, wenn er so ausgelegt wird, wie er sich ursprünglich versteht – und Allahs Wort darf eigentlich nicht abgeändert werden – einen solchen Rückschritt, einen massiven.

Unsere Kultur hat eine entscheidende Schwäche!

Leider hat unsere Kultur eine entscheidende Schwäche, die sich auch in der deutschen Politik zeigt und dramatische Folgen zeitigen kann: Es fehlt das Vermögen und die Bereitschaft, Dinge schnörkellos anzusprechen; es fehlt eine Geradlinigkeit und ein klares Profil im Rahmen von Worten und Taten. Die Gestalt des derzeitigen Bundespräsidenten macht dies besonders deutlich – warum muss ich, wenn ich ihn reden höre, nur immer an Saruman aus Tolkiens Herr der Ringe denken und an den Wolf aus dem Märchen um die sieben Geißlein -, aber auch auf eklatante Weise Angela Merkel. Wie sie die Krise um Griechenland nicht löste, sondern nur verschob und wie sie ein Abkommen mit der Türkei und Erdogan einging, einem Mann, der nun wahrlich nicht mehr zu zeigen braucht, wie sehr er ein Gewaltmensch und Despot ist, das ist schon mehr als traurig, vor allem, weil uns solche Sünden in absehbarer Zeit krachend auf die Füße fallen werden, und zwar potenziert, weil sie trotz anderweitig möglicher Lösbarkeit nur auf die Bank geschoben wurden. Für mich hat sich leider auch mittlerweile herausgestellt, dass ihr Verhalten in der Flüchlingspolitik nicht wirklich eine Sache des Herzens war, sondern politisches Kalkül. Gauck und Merkel dokumentieren die in unserem Kulturraum fehlende Fähigkeit, Position zu beziehen, Klartext zu reden. Martin Luther sprach nicht von ungefähr von der festen Burg, von der guten Wehr und Waffen, und nicht zufällig heißt eine Schrift der berühmten Mystikerin Teresa von Avila (1515-1582), ihre letzte und bekannteste, Die innere Burg (Las moradas del castillo intereor), eine Burg aus klarstem Kristall, bestehend aus sieben Wohnungen, die vermitteln, wessen ein Christ bedarf, um stark zu sein. – Der Verlust der Geistigkeit des Abendlandes zeigt sich in seiner Unfähigkeit, auf dem Hintergrund seiner Ethik wirklich wehrhaft zu sein. Dadurch wird – die Gegenwart zeigt es – unser Land, unsere Kultur zum Spielball und Einfallstor doktrinärer, quallig libertinärer und völlig überspannter Gesinnungen.

Genau auf diesem Hintergrund finde ich es wichtig, die friedliche Auseinandersetzung mit einer Religion nicht zu scheuen, die dem Christentum klar sagt: So wie du dich siehst, gibt es dich gar nicht!

Der geistigen Auseinandersetzung mit dem Islam nicht ausweichen!

Es ist typisch für Deutschland, dass es dieser Auseinandersetzung ausweicht. Lieber werden Kreuze abgehängt als Position bezogen. Dabei wird übersehen, dass die Bedeutung des Kreuzes weit über eine nur oberflächlich verstandene Religiosität hinausweist. Was hier zu Kreuze getragen wurde, war das Ego des Menschen, das ihn weit entfernt hat von seinem Selbst, von seinem wirklichen Sein. Ich kann das hier nur verkürzt ansprechen, aber mit dem Entfernen des Kreuzes eliminieren wir die Erinnerung an eine wesentliche Stufe menschlicher Bewusstseinsentwicklung.

Ich möchte in diesem Zusammenhang auch ansprechen, warum es so fatal für unser Bewusstsein ist, dass im Koran der Mann Marias, also Joseph, keine Erwähnung findet. Sowohl ein Kind als auch eine Religion aber brauchen das männliche und weibliche Wesen und Vermögen.

Im Neuen Testament erhält der Vater von Jesus in einer Bibelstelle, die in der Vergangenheit zu wenig Beachtung gefunden hat, ein besonderes Gewicht. Im Evangelium des Lukas wird in Kapitel 3 über 16 Verse hinweg der Stammbaum Josephs aufgezählt und er endet im letzten Vers mit:

(…) der war ein Sohn des Enosch, der war ein Sohn Sets, der war ein Sohn Adams, der war Gottes.

Die zentrale Aussage dieser Bibelstelle ist, dass Joseph – und mit ihm wir alle – in unserem Stammbaum bis Adam, ja bis Gott zurückgehen. Wer unter meinem Lesern eher atheistisch gesinnt ist, dem möchte ich sagen, dass man für Gott auch Absolutes Nichts setzen kann, wie es der große Mystiker Meister Eckehardt tat. Wir wissen im Grunde nichts über Gott oder jenes absolute Nichts, wissen nur – so denke ich jedenfalls -, dass es die Quelle unseres Menschseins verbirgt, jener tiefe Brunnengrund, auf den z.B. auch Hugo von Hofmannsthals Weltgeheimnis verweist

Der Verlust der männlichen Seite beraubt das Christentum einer notwendigen Yin-Yang-Existenz

Wenn der Koran Joseph weglässt, dann glaube ich nicht an Zufall. Jesus fehlt der Vater, Maria der Mann. Es fehlt auf der spirituellen Ebene die männliche Verbindung zu unserem Ursprung.

In unserer genealogischen Entwicklung sind wir alle, so sehe ich es, auch durch die Zeit und das Bewusstsein des Alten Testaments hindurchgegangen. Allerdings haben die mythisch-seelischen Bilder des AT doch erheblich mehr Tiefe, als ich sie im Koran erkennen kann.

Beide Schriften nehmen z.B. Bezug auf das Feuer, aber der Koran ganz vorwiegend, um mit dessen Hilfe als einem Kennzeichen Dschehannams, der Hölle also, den Ungläubigen immer und immer wieder klarzumachen, was auf sie zukommt, durchführend also jenes ständige Ungläubigen-Bashing, über das ich im Rahmen oben angeführten Links geschrieben hatte (vielleicht, dass ich es so empfinde, weil ich mich selbst als ein solcher fühle). Nicht ansatzweise gibt es Bilder wie das der Feuersäule, die das Volk Israel auf dem Zug durchs Rote Meer des Nachts auf göttliche Weise führt. Wolkensäule und Feuersäule werden im Koran einfach weglassen.

Das Rote Meer: Symbol für das Unbewusste!

Überhaupt findet das Rote Meer und die Tatsache, dass das Volk Israel es trockenen Fußes durchquert, nicht annähernd den Stellenwert, der der Bedeutung dieser Symbolik gerecht wird, auch wenn die Durchquerung in acht der 114 Suren angetippt wird. Gerade in ihr und übrigens auch der Farbe des Meeres sehen die Alchemiker – und ich schließe mich dieser Sicht an – eine zentrale Aussage, entspricht der Durchgang durch das Rote Meer doch einem Hindurchgehen durch das Unbewusste, durch die Wasser der Seele hin zu einem Bewusstsein, das notwendig ist, ins Gelobte Land, nach Kanaan zu gelangen. – Dieser Zug gestaltet eine archetypische Entwicklungsstufe der menschlichen Seele.

Auch ein zumindest vergleichbares Bild wie das der drei Männer im Feuerofen aus dem Buch Daniel fehlt mir. Genau solch ein Bild aber weist auf die Tiefe der Feuersymbolik im Alten Testament hin.

Das bewusste Wahrnehmen einer Seite konstelliert im Unbewussten ihr Gegenteil

Wer sich mit der Alchemie auseinandersetzt, jener eher geheimen Lehre, die seit Beginn des Abendlandes – schon die Griechen kennen sie – dieses durchzieht und deren Anliegen es ist aufzuzeigen, wie eng verknüpft unsere physische, materielle Realität mit der seelischen ist und dass es ohne Materie kein seelisches Bewusstsein gäbe, weiß um die Bedeutung des Feuers. Alchemiker schreiben über (vor-)chemische Prozesse und nehmen dabei mit deren Hilfe verhüllt oder ganz offen Bezug zu seelischen Prozessen. Noch im Faust finden sich zu Beginn in der Szene Studierzimmer Bezüge zu alchemischen Begrifflichkeiten, wenn Faust von dem roten Leu spricht, einem kühnen Freier, der im lauen Bad der Lilie vermählt wird und beide dann mit offnem Flammenfeuer aus einen Brautgemach (dem Destillierkolben) in ein anderes gequält werden.

Die ernst zu nehmende Alchemie zeigt Stufen, Prozesse und seelische Verfahren auf, um im Inneren wieder zur coniunctio, zur Hochzeit von Himmel und Erde zu finden, wie sie Eichendorff in Mondnacht so unnachahmlich anspricht. Dabei spielt zum Beispiel das Verfahren der calcinatio eine bedeutende Rolle. Wie die solutio dem Wasserelement, die coagulatio dem Erd- und die sublimatio dem Luftelement zugeordnet sind – auch die Evangelien des NT sind im Übrigen Elementen zugeordnet -, so ist die calcinatio dem Feuerelement verbunden. Sie erfordert, entsprechend dem chemischen Vorgang der Kalzination, die starke Erhitzung eines festen Stoffes, so dass ein feines Pulver zurückbleibt; die Alchemiker nennen den zurückbleibenden Brandkalk, der bei erneuter Zusetzung von Wasser bezeichnenderweise Wärme erzeugt, weiße Asche. Es ist das, was bleibt, wenn die menschliche Seele durchs Feuer gereinigt wird; sie ist zugleich ein Symbol für die conceptio immaculata und das, was unter der Jungfrauengeburt Marias zu verstehen ist. Paulus nimmt in 1. Korinther 3 auf die calcinatio Bezug, wenn er davon spricht, dass sich mittels des Feuers offenbart, ob jemand den richtigen Weg gegangen ist und sein Werk sich bewährt; wenn jenes aber dem Feuer nicht standhält, sondern verbrennt, zeigt sich, dass Feuer noch notwendig war bzw. ist. Auch der große Kirchenlehrer Augustinus versteht, diese Stelle kommentierend, sie ebenfalls ganz in diesem calcinatorischen Sinne.

Auf diesem Hintergrund versteht man die hohe Symbolik im Rahmen des Geschehens, von dem im Buch des Propheten Daniel erzählt wird, als Nebukadnezar den Führenden seines Reichs befahl, vor einem Bild von Gold, das er hatte aufrichten lassen, niederzufallen. Jemand aber hatte die Juden Sadrach, Mesach und Abednego, die der König auf Fürsprache Daniels hin zu Statthaltern der Provinz Babel gemacht hatte, angezeigt, dass sie vor dem Bild nicht niederfielen, weil sie, wie sie sagten, den Göttern des Königs nicht dienten, sondern nur ihrem. Als Nebukadnezar ihnen den Feuerofen androht, antworten sie klipp und klar (eine Direkt- und Klarheit, die man sich auch von unseren Politikern wünschte): Nebukadnezar, wir halten es nicht für nötig, dir ein Wort darauf zu erwidern.

Der ein oder andere wird wissen, dass in jener Erzählung der Ofen so sehr glühte, dass sogar die Männer, die die Drei zum Ofen brachten, umkamen. Sadrach, Mesach und Abednego allerdings konnte das Feuer nichts anhaben. Nebukadnezar sah hingegen zu seinem Erstaunen noch einen vierten Mann bei ihnen im Feuer stehen.

Diese Geschichte ist ein großes Bild dafür zu zeigen, was Menschen möglich ist, die bereits die Prüfung des Feuers bestanden haben – oder gerade bestehen. Das Feuer wird für sie zu einem Siegel, einem Schutz. Psychologisch ist diese Geschichte auch deshalb interessant, weil der Ofen der rasenden Wut Nebukadnezars, von der berichtet wird, entspricht.

Mythen halten die Erinnerung an Entwicklungsschritte der Menschheit in uns wach!

Abschließend möchte ich noch darauf verweisen, dass im Koran selbst die Schöpfungsgeschichte in einer Weise dargestellt ist, die erst die Klarheit und Strukturiertheit der biblischen deutlich werden lässt.

Dass immer wieder solche Mythen, die doch die Bedeutung haben, den Menschen Hinweise zur Bedeutung des Menschseins, seiner Entstehung und seines Zieles zu geben, im Rahmen des Koran, obwohl er doch einer himmlischen Urschrift entstammen will, nur zweit- oder gar drittklassig dargestellt werden und in ihrer Darstellung ihre wahre Bedeutung gar nicht transportieren können, lässt mich an der Authentizität des Koran mehr als zweifeln.

Aus christlicher und auch aus verfassungsmäßiger Sicht steht jedem Menschen Gott sei Dank die friedliche Ausübung seiner Religion zu. Meine feste Ansicht ist: Kein Mensch ist aufgrund seiner Religion und seiner Religiosität zweitklassig. Nur: Den Islam in Deutschland zu fördern, indem man Lehrstühle einrichtet oder von Saudi Arabien finanzierte Moscheen bauen lässt – noch dazu, wo die wahabitische Ausrichtung des Islam durch das saudische Königshaus extrem puristisch und traditionalistisch ist und bekanntermaßen die Todesstrafe und öffentliche Auspeitschungen praktiziert (übrigens steht auch Al-Qaida dieser Ausrichtung nahe), dem stehe ich nach meiner intensiven Beschäftigung mit dem Koran mittlerweile äußerst skeptisch gegenüber. In Deutschland ist allerdings gar nichts anderes möglich, als vor dem Vordringen des Islam zurückzuweichen, weil eine christliche Position nicht mehr existiert. Also druckst man herum, weiß nicht so recht oder gibt sich tolerant bzw. findet den Islam gut. Schließlich lässt man ihn zu Deutschland gehören.

Wie man sagen kann, der Islam gehöre zu Deutschland – so Christian Wulff als ehemaliger Bundespräsident und desgleichen Frau Merkel -, ist mir auf dem Hintergrund des hier und im Rahmen des verlinkten Post Gesagten schleierhaft. Frau Merkel und ihre Lakaien namens Altmaier und Kauder könnten diese Aussage aber bestimmt, auf gewohnte Weise herumeiernd, uns verkaufen. Sokrates sah solche Leute als Sophisten an, Leute, die auch ihre Seele verkaufen, wenn es gilt, für Geld eine bestimmte Meinung zu vertreten, für eine große Mutti, für das Bundestagsmandat . . . Die innere Haltlosigkeit, die sich in diesem Verhalten zeigt, ist es, die die Bürger spüren und immer mehr Abstand von den politischen Entscheidungsträgern nehmen lassen. Manche mag es so anwidern wie mich.

Obwohl es eigentlich deutlich genug sein dürfte, möchte ich dennoch noch einmal wiederholen, dass für mich friedliche Muslime herzlich willkommen sind, unabhängig davon, dass mir der Islam als Religion unzugänglich ist.

Ich habe bereits angesprochen, dass dem Christlichen Abendland inhärent ist, dass es Wege zum Ziel menschlichen Lebens vermittelt. Auf die Alchemie kann ich hier nicht weiter eingehen; bedauerlich, dass Edward F. Edingers geniales Buch über den Weg der Seele im Spiegel der Alchemie, erstmals 1985 in Amerika veröffentlicht, nicht mehr in deutscher Sprache aufgelegt wird; dieser wunderbare Mensch vermochte deutlich zu machen, wie wertvoll und verwoben dieser Weg mit dem Alten und Neuen Testament war und er vermochte zugleich aufzuzeigen, dass die raue Sprache des AT eine oft höchst symbolische Sprache ist. Jedenfalls haben mich seine Ausführungen bei der Vorbereitung dieses Post, als ich in seinem Buch wieder einmal blätterte, gemahnt, dass ich in verlinkten Post durchaus differenzierender im Hinblick auf das AT hätte sein sollen.

Über den Parzivalweg zum Gral

Unsere Kultur war deshalb so wertvoll für die in ihr lebenden Menschen, weil in sie, wie schon angesprochen, ein Bewusstsein eingeschrieben war, von dem die Menschen profitieren konnten, auch auf einer unbewussten Ebene. Zu nennen wäre über die Alchemie hinaus der Gralsmythos, der im zwölften Jahrhundert ganz überraschend auf dreifache Weise in Europa auftauchte, in zwei französischen Werken und einem deutschen, dem von Wolfram von Eschenbach. Wie es diesem Mann gelingt, zu dieser Zeit schon die Gestalt unseres Schattens in Form des verwundeten Gralskönigs Anfortas und die Gestalt des Selbst in Form des zum Gral erwachten Parzival zu gestalten und seinen Weg der Individuation über 700 Jahre vor C.G. Jung aufzuzeigen: das ist schon unglaublich.

Das Werk lässt keinen Zweifel, wie beschwerlich dieser Weg und wie groß die Gegenkräfte sind. Der Gralsmythos ist zutiefst mit dem christlichen verwoben; im Übrigen wird in seinem Rahmen deutlich, dass es der Gral ist, der dem Gralskönig die Königin zuweist; von vier Frauen, wie im Koran, oder den 10 oder mehr Frauen eines Mohamed ist bezeichnenderweise keine Rede. – Es gibt eine, eine einzige Königin!

Bezeichnenderweise hat Parzival einen Halbbruder, von dunkler Farbe, Feirefiz, von ihrem gemeinsamen Vater im Morgenland gezeugt, auf den Parzival – beide erkennen sich nicht – am Ende des Werkes im Kampf trifft. Mich mutet es von Seiten Wolframs fast hellsichtig an, dass dieser Bruder, der für die spirituelle Kraft des Morgenlandes steht, den Gral nicht sehen kann. Im Werk Wolframs ist deutlich, dass Parzival, versöhnt mit seinem Halbbruder, diesen zum Gral führen wird.

Eine weitere Darstellung des Weges der Seele findet sich in Dantes Divina Commedia; allerdings erfordert ihre Lektüre sehr viel Ausdauer und einen guten Kommentar. Wie es aber Dante gelingt zu vermitteln, dass der Weg zum Paradies nur durch die Hölle und über den Läuterungsberg geht, das ist unnachahmlich, weil zugleich deutlich wird, dass kaum jemand die menschliche Psyche so kennt wie der Florentiner Autor, der unter der Verbannung aus seiner Heimatstadt so sehr litt.

Der Stufenweg der Seele im Neuen Testament

Ich möchte abschließend noch auf den sieben- bzw. 12-stufigen Seelenweg, der ins Neue Testament hineingeschrieben ist, verweisen. Vor allem im Johannes-Evangelium, das auf anspruchsvolle Weise die Logos-Natur unseres Lebens betont – man darf sie durchaus als das uns unsichtbare, aber (um es mit Mechthild von Magdeburg zu formulieren) fließende Licht der Gottheit bezeichnen – findet jener Weg seinen Ausdruck. Manche Mystiker lassen ihn mit der Fußwaschung Jesu beginnen, einer Haltung der Demut also, die sich zu den tiefen Ebenen unseres Gegenüber, der auch immer unser Nächster und Schatten ist, bereitwillig beugt – und über die Dornenkrönung und die Kreuzigung des eigenen Egos hinaus ihren höchsten Sinn findet in der Auferstehung – um es psychologisch zu formulieren – des Selbst, also des Christus in uns.

Für mich beginnt dieser Weg mit der Geburt Jesu, deren Anerkenntnis uns sagen lässt: Es gibt in uns ein göttliches Kind – zu vorchristlichen Zeiten bereits als puer aeternus bekannt -, das gerade in seinem Kindsein die Kraft hat, uns zu trösten, was viele Menschen nicht von ungefähr zur Weihnachtszeit verspüren, mögen sie auch noch so atheistisch gesinnt sein. Psychologisch hat dieses Kind seinen Niederschlag in der Arbeit mit den eigenen inneren Kindern, vor allem den verletzten, gefunden und Chopich/Paul haben erschreckend realistisch das ungeliebte innere Kind skizziert, und erfreulich wunderbar das geliebte. Es ist ja mittlerweile in geworden, sich über das innere Kind zu mokieren – für Kabarettisten lässt es sich immer zu einem Lacher auswerten. – Besser, dass diesen Menschen ihre Dümmlichkeit verborgen bleibt.

Ein weiterer wesentlicher Schritt ist für mich der Jesusknabe, den seine Eltern vermissen und lehrend unter den Schriftgelehrten im Tempel finden. Diese Stufe und Jesu Aussage, als er sich von seiner leiblichen Mutter Maria distanziert, weisen auf der symbolischen Ebene darauf hin, dass wir alle einen Schritt zu unternehmen haben, der uns von der Enge der eigenen Familienbande, auch wenn wir unsere Eltern sehr schätzen, befreit. Karlfried Graf Dürckheim hat es auf geniale Weise ausgedrückt, indem er darauf verwies, dass der Vorname durch den Familiennamen muss, der Karlfried durch den Dürckheim, der Johannes durch den Klinkmüller. Aus dieser Sicht enthält unser Taufname – nicht ein verkürzter Rufname(!) oder gar ein in pseudoesoterischem Geist übernommener indisch klingender Name – unser Wesen, das hindurch muss durch die Enge familiärer Normen hin zu seiner eigentlichen Bestimmung, die sich im Namen symbolisiert, der in unserem Sinn keine Wertigkeit besitzt, weil ein Hans genauso von Bedeutung ist wie ein Johannes – ein Hans ist einfach eine andere Weise zu leben, ohne Wertung.

Deshalb distanziert sich Jesus auf dieser Ebene des Verständnisses beispielhaft von seiner Mutter Maria, die er gewiss geliebt hat, und spricht am Kreuz nur noch von seiner Mutter, die er Johannes anvertraut. Mit dieser Mutter aber meint er genau das, was die Alchemiker als weiße Asche bezeichneten, das reine Menschenwesen, das, was in diesem übertragenen Sinne eben eine Jungfrauengeburt, eine Geburt in reiner Liebe ermöglicht. In Schriften der Gnosis und von Mystikern wird diese Mutter auch als Sophia bezeichnet.

Unser Leben: ein Schachspiel

Jeder Mensch weiß, unabhängig wie sehr er das Interesse oder die Zeit hatte, sich damit zu beschäftigen, tief in seinem Inneren um diesen Weg. Wir können ihn gehen – oder nicht. Fest steht nur, dass in unserer Erziehung nicht mehr vermittelt wird, dass diesen Weg zu gehen, sinnvoll ist, denn mit jeder Stufe, die wir erreichen, mit jedem Feuer, das etwas in uns verbrennt, gewinnen wir ein Stück wirklicher Freiheit. Mancher von uns wird einen Menschen kennen, dem man anspürt, dass er diesen Weg geht oder gegangen ist. Solchen Menschen spürt man eine innere Freiheit an, die wenig zu tun hat mit der viel beschworenen, von der wir so gerne sprechen.

Für mich ist es keine Frage, dass unsere Kultur, unser Land in Bezug auf diesen Weg der Seele stagniert. Er fordert von einem Menschen inneren Einsatz und das immer wieder notwendige Überprüfen, ob er sich auf dem Hintergrund der Forderungen, wie sie im Rahmen der biblischen Seligpreisungen oder dem Weg Christi zum Ausdruck kommen, bewährt. Es muss nicht der christliche Weg sein, es kann auch der buddhistische Achtfache Pfad sein oder einfach eine sehr bewusste ethische Haltung. Unter welchem Siegel wir immer gehen, wir bewähren uns an unserem Dunkel, an unseren inneren Schattengestalten, an unserer Intoleranz, an Neid, an innerem Groll, an dem Nicht-Wissen, wo es langgeht, an Zweifeln und Hoffnung und Dankbarkeit über jedes Glück.

Wenn es gutgeht, findet in unserem Inneren ein Schachspiel statt, bestehend aus vielen, vielen kleineren Partien und einer großen, unserer Lebenspartie. Im Rahmen dieser Partien setzt sich unser Weiß mit unserem Dunkel, unserem Schatten auseinander. Beide Seiten meiden sich, passieren aneinander vorbei oder schlagen den Gegner aus dem Feld, werden selbst geschlagen.

Es gehört zur hohen Symbolik des Schachspiels, wie sehr sich weiß und schwarz durchdringen, wie sehr der Kampf wogt, und dass selbst weiß keine Chance hat, wenn schwarz zieht. Manche bleiben deshalb einfach stehen, machen die Bauernfront nicht auf, laufen nicht los, glaubend, dass sie auf diese Weise das Spiel überleben. Man kann sich das ein Leben lang weismachen.

Aber es ist nicht der Weg unseres Menschseins.

Was ich nur leider empfinde, ist, dass all dieses Wissen dem Bewusstsein unserer Kultur entschwindet. – Es wäre, wenn es so weitergeht, ihr sicherer Untergang.

Hinter dieser momentan erkennbaren Haltung, die zunehmend überdauert, verbirgt sich auch der Grund, warum in Deutschland so wenig Kinder geboren werden. Kinder, wenn Erziehung sinnvoll gestaltet wird, zwingen einen förmlich in diesen Weg hinein, weil sie uns ständig einen Spiegel vorhalten. Manche Menschen hängen ihn zu oder zertrümmern ihn gar, wie die böse Königin im Schneewittchen-Märchen; dann ist Entwicklung vorbei. Als Erwachsene können wir in aller Regel immer Kinder zum Verstummen bringen oder ihren Widerstand brechen; dann ist es, wie gesagt, aus mit der Lernmöglichkeit. Wir können aber auch mit ihnen lernen, ja sogar von ihnen lernen, ein gewiss nicht leichtes Unterfangen. Es gilt, den richtigen Weg zu finden, denn natürlich haben wir ihnen auch Vorbild zu sein und haben ihnen Grenzen zu setzen.

Viel mehr, als wir das in den letzten Jahren getan haben, sollten wir wieder darauf achten, bewusst diesen Weg der Seele zu gehen und Verantwortung zu übernehmen für Worte und Taten. Deshalb gilt es auch, wie ich finde, verbale Sauereien eines Jan Böhmermann aufzuzeigen, der auf widerliche Weise, wie ich fand, ein Mädchen missbrauchte, und endlich darauf zu drängen, dass auch in unsere Politik wieder Maßstäbe Einzug halten, die uns keine Waffen mehr an Saudi Arabien liefern lassen und keine Verträge mehr mit einem Erdogan oder einem Putin abschließen lassen, in deren Ländern – das ist nur ein Punkt unter vielen – Journalisten höchst gefährlich leben.

Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert, heißt es bezeichnenderweise in der Bibel.
Das bedeutet, dass wir mit dem Schwert des Geistes und des Wortes und dann auch der Tat, gewaltlosem Handeln beispielsweise, wo wir es in unserem persönlichen Umfeld können – Scheitern und klägliches Versagen eingeschlossen -, dafür kämpfen, dass sich wahre innere Freiheit den Weg bahnen kann.
Dieser Beitrag wurde unter Fülle des Lebens abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Das menschliche Leben gleicht dem Schachspiel. – Der mutige Weg nach vorn kann unserer Seele neue, unbekannte Räume und damit wirkliche Freiheit bringen!

  1. Karin schreibt:

    Guten Morgen, Johannes,
    ich habe heute einen Auszug aus Raoul Schrotts „Die Geschichte der Wolkenputzerei“ im Blog, in dem u.a. aufgeführt wird, welche Segnungen unserer Kultur wir dem Vorderen Orient zu verdanken haben.
    Als Gegenpol dazu, würde ich gern Ihren Artikel als Ergänzung dazu verlinken und ich hoffe, Sie sind damit einverstanden.
    Ich wünsche Ihnen einen schönen sonnigen Sonntag und danke Ihnen für Ihre so klare Stellungnahme.
    Mit herzlichen Grüßen
    Karin

    • Liebe Karin,
      gern, wobei die Segnungen des Vorderen Orients natürlich außer Frage stehen. Nur muss man eben sehr gut unterscheiden, was uns begegnet. Im Grunde ist ein solches Verhalten, nämlich zu unterscheiden, ja eine große Forderung des Juden- und Christentums, denn der Logos, der göttliche Geist, ist von Beginn der Schöpfung an ein großer Zergliederer, indem, was die Bibel in der Schöpfungsgeschichte als Tohuwab’ohu bezeichnet, eine immer zunehmendere Ordnung durch Trennung der Teile (Himmel und Erde, obere und untere Wasser etc.) erfährt. Deshalb sagt Jesus auch: „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ Es ist das Schwert des Geistes, das seziert und unterscheidet. Uns als Menschen kommt die Aufgabe zu, zu gliedern, zu trennen, die separatio vorzunehmen, wie die Alchemiker es nannten. Deshalb kommt auch C.G. Jung in „Septem Sermones ad Mortuos“ (Sieben Reden an die Toten) zu dem Ergebnis: „Unser Wesen ist Unterschiedenheit“ und meint, dass, nicht zu unterscheiden, den Tod der Creatur bedeutet.
      Manche, die alles zum großen Eiapopeia machen wollen, stecken in Wirklichkeit noch im Chaos (psychologisch gesehen in der Kindheit) fest. Daraus dann den ach so lieben Himmel machen zu wollen, ist vielleicht die größte Selbstlüge, die es gibt. Nur wenn wir separieren, werden wir erwachsen, und können dann wieder zum Kind werden, zum großen EINEN zurückkehren, von dem das Neue Testament spricht. – Aber das ist ein langer Weg. Buddha spricht nicht von ungefähr von tausenden von Leben. In diesem jetzt können wir als Menschheit, auf jeden Fall als Individuum, einen großen Schritt tun.
      Ein Thema, das mich gerade sehr beschäftigt, Du merkst es :-)

      Dir eine wunderschöne Zeit zwischen Ostern und Pfingsten; sie ist ja erkennbar – man sieht es bei jedem Spaziergang, bei jeder Wanderung – voller Segen!
      Johannes

      PS Ich bin zum „Du“ übergegangen. Die Grundlagen des Artikels habe ich damals für ein anderes Forum gestaltet und deshalb ist er im Stil etwas distanzierter gehalten und Du hast sicherlich deshalb zum Sie gegriffen. Aber unter uns Bloggern ist das Du doch schöner, wärmer :-)

Hinterlasse eine Antwort zu Karin Antwort abbrechen